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Politik: Klimaschutzbericht: "Ohne den Umbau der Wirtschaft geht es langfristig nicht"

Mojib Latif vom Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg.Was ist das Neue an dem Bericht des IPCC?

Mojib Latif vom Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg.

Was ist das Neue an dem Bericht des IPCC? Eine ganz ähnliche Prognose wurde ja bereits zum letzten Klimagipfel im November 2000 in Den Haag abgegeben.

Einiges ist klarer geworden. Etwa die Feststellung, wie sehr sich die Erde in den letzten 100 Jahren erwärmt hat. Wir vom Max-Planck-Institut haben ja schon seit 1995 gesagt, dass die Erwärmung mit 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit auf den Menschen zurückgeführt werden kann. Jetzt ist es gelungen, die Erdtemperatur der letzten 1000 Jahre zu rekonstruieren, und da stellt sich heraus, dass das letzte Jahrhundert das wärmste seit 1000 Jahren war.

Die Klima-Prognosen sind ja öfter geändert worden. Ist diese jetzt zuverlässiger?

Es kann keine genauen Prognosen geben. Zum einen, weil das System turbulent ist. Sie können nur bestimmte Schwankungsgrenzen angeben, innerhalb derer die Wahrheit liegen wird. Das heißt aber nicht, dass es von minus ein bis plus fünf Grad gehen kann, es geht allenfalls um einen Grad Unterschied. Da ist nichts, was den Charakter der Aussage grundsätzlich verändern würde. Es gibt noch andere Unsicherheiten durch Fehler in den Rechenmodellen. Aber egal ob drei oder fünf Grad Erwärmung, diese wäre sicher einmalig für die Menschheit.

Was muss aus Ihrer Sicht jetzt passieren?

Ganz wichtig ist, dass der Dialog nach dem letzten Klimagipfel jetzt nicht abreißt. Man hat sich ja nur nach Bonn im kommenden Frühjahr vertagt. Ich hoffe, dass man da verbindliche Ziele formuliert, um den Ausstoß an Treibhausgasen zu senken. Uns Wissenschaftlern ist egal, wo man reduziert, Hauptsache, weltweit wird reduziert. Aus unserer Sicht muss man 50 Prozent der Treibhausemissionen innerhalb der nächsten 50 Jahre einsparen, damit die Erwärmung im Bereich von einem Grad liegen wird. Ein Grad können wir nicht mehr vermeiden.

Manche Leute sagen, die Erwärmung habe auch Vorteile - zum Beispiel wärmere Winter mit weniger Energieverbrauch.

Jede rapide Klimaänderung wird Nachteile mit sich bringen, egal, in welche Richtung sie geht. Die Folgen könnten unabsehbar sein. Deshalb ist es zu kurz gedacht zu sagen: es ist schön, dass es wärmer wird.

Aber ist es nicht unrealistisch, darauf zu hoffen, dass die Wirtschaft wegen einer Klimaprognose völlig umgebaut wird?

Nein, ist es nicht. Es liegt nur daran, dass keiner den ersten Schritt machen will. Alle Politiker, auch auf höchster Ebene, wissen, dass sie etwas tun müssen. Die Europäer müssen den ersten Schritt machen, und es ist nicht so schlimm, wenn sie den Amerikanern ein paar Schlupflöcher lassen.

Wie sollte denn der Umbau aussehen?

Kurzfristig kann man die Wirtschaft nicht umkrempeln. Man muss vor allem Energie einsparen. Eine Chipkarte für jedes Auto, so dass der Benzinpreis je nach Typ berechnet wird. Wer einen Geländewagen hat, der muss eben fünf Mark pro Liter zahlen. Solche Anreize helfen, Energie einzusparen. Langfristig geht es nicht ohne den Umbau der Wirtschaft und das Umstellen auf alternative Technologien. Das ist ein Zeithorizont von 50 Jahren.

Ist das ein Argument für die weitgehend klimaneutrale Atomkraft?

Überhaupt nicht. Da würden wir den nachfolgenden Generationen andere Probleme aufhalsen. Wir würden den Teufel mit dem Beelzebub austreiben.

Was ist das Neue an dem Bericht des IPCC? Eine gan

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