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Am Donnerstag hatten die größten Nicht-Regierungsorganisationen die Nase voll. Sie erwarteten nichts mehr vom Warschauer Klimagipfel, der seit dem 11. November mehr Rück- als Fortschritte gebracht hatte. Am Freitag geht der Gipfel offiziell zu Ende.

© dpa

Klimaverhandlungen: Eklat beim Klimagipfel in Warschau

Einflussreiche Aktivisten verlassen erstmals eine Umweltschutzkonferenz. Vom Ministertreffen in der polnischen Hauptstadt erwarteten sie einen Tag vor seinem Ende keinerlei Fortschritte mehr.

Sie haben Langmut bewiesen, jahrelang. Aber am Donnerstag hat es zwölf Umwelt- und Entwicklungsorganisationen gereicht. Sie verließen geschlossen den Weltklimagipfel in Warschau, unter ihnen die größten Nicht-Regierungsorganisationen (NGO) wie Greenpeace, der WWF und Oxfam. Um 13.30 Uhr zogen sie mit dem Spruch „Ihr redet, wir gehen!“ auf ihren T-Shirts aus dem Stadion der polnischen Hauptstadt, wo die Konferenz offiziell bis Freitagabend stattfindet. Die NGOs sahen keinen Sinn mehr darin, noch länger zu bleiben.

Auf jedem Klimagipfel hat es Demonstrationen gegeben, Proteste, kleinere und größere symbolische Aktionen. Aber dass die einflussreichsten NGOs geschlossen die Verhandlungen verlassen, das hat es bislang nicht gegeben. Antje von Broock, Klimaexpertin des BUND, die den „Klimazirkus“ ebenfalls nicht mehr mitmachen wollte, versicherte jedoch, dass das kein Auszug für immer sein soll. Beim nächsten Weltklimagipfel in Lima wollen die NGOs wieder mit dabei sein. Denn das ist dann das letzte Treffen vor dem großen Finale, das 2015 in Paris geplant ist. Dort soll der neue, umfassende Weltklimavertrag ausgehandelt sein und unterzeichnet werden, damit er 2020 in Kraft treten kann.

Der Warschauer Gipfel hat jedenfalls bis Donnerstag nichts dazu beigetragen, dass dieses Ziel erreicht wird. Greenpeace-Chef Kumi Naidoo schrieb beim Kurznachrichtendienst Twitter, dass „zu viele Regierungen in Nord und Süd den Lobbys der Kohle- und Ölindustrie dienen – nicht den Menschen“. Die NGOs zogen nach Broocks Angaben in die Warschauer Innenstadt, um sich dort zu überlegen, „wie wir die Klimabewegung wirkungsvoller machen können“ und wie man dazu beitragen könnte, dass 2015 in Paris tatsächlich ein Vertrag vorliegt. Lediglich ein paar kleinere Organisationen wie Germanwatch und „Brot für die Welt“ blieben als „Beobachter“ im Stadion, erklärten sich jedoch mit dem Auszug der großen NGOs „solidarisch“.

Diese waren in den vergangenen knapp 20 Jahren diejenigen, die den internationalen Verhandlungsprozess am geduldigsten verteidigt hatten. Aber das Gastgeberland Polen zeigte vom ersten Tag an, wie wenig Interesse die Warschauer Regierung für das Thema aufzubringen vermochte. Zeitgleich tagte in der polnischen Hauptstadt der Weltkohlegipfel, auch zu den Sponsoren des Klimagipfels zählten einige Kohlekonzerne.

Am Mittwoch warf dann Premierminister Donald Tusk seinen Umweltminister Marcin Korolec aus dem Kabinett. Korolec sollte als „Klimabeauftragter“ der polnischen Regierung aber Präsident des Klimagipfels bleiben. Seiner Autorität hat das allerdings nicht genutzt. Auch am Donnerstag kamen die Verhandlungen bei Finanzierungsfragen nicht voran.

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