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© dpa

Klimawandel: Hamburg - Heiße City

Alle reden von der globalen Erwärmung, doch in der eigenen Lebenswelt ist sie kaum nachzuvollziehen. Nun legt Hamburg den ersten regionalen Bericht zu den Folgen des Klimawandels vor.

Von Anna Sauerbrey

Berlin/Hamburg - Die Wollhandkrabbe ist schon da. Das aus Asien zugewanderte Schalentier vermehrt sich seit den neunziger Jahren in der Elbe – zum Ärger der Hamburger Berufs- und Hobbyfischer, denen die Krabbe die Netze zerstört. Ein Grund für die Krabbenplage sind gestiegene Wassertemperaturen und kürzere Frostperioden, weshalb die Krabbe als Vorbote der Veränderungen gilt, die der Hansestadt durch den Klimawandel bevorstehen. Welche Auswirkungen der Klimawandel für Hamburg und sein Umland haben wird, ist jetzt in einem 400 Seiten langen Bericht nachzulesen. Damit liegt für die erste deutsche Metropole eine Studie zu den regionalen Folgen des Klimawandels vor. Forscher des Klima-Exzellenzclusters der Universität Hamburg (Klimacampus) haben verstreute Forschungsergebnisse zusammengetragen und Prognosen für die Zukunft erstellt.

In Teilen decken sich die Ergebnisse der Hamburger Forscher mit einem Bericht des Deutschen Wetterdienstes (DWD) für Berlin, der Anfang dieser Woche vorgestellt wurde. Die Innenstädte großer Metropolen sind überproportional vom Anstieg der Temperaturen betroffen. Für Berlin geht der DWD davon aus, dass es in der Innenstadt mehrere Grad wärmer sein wird als in den Randbezirken. Auch in der Region Hamburg ist die Temperatur bereits in den letzten 100 Jahren um etwa ein Grad gestiegen, in den letzten 30 Jahren besonders zügig. Im Stadtzentrum ist die Temperatur bereits jetzt etwa ein Grad höher.

„Das besondere ist, dass die Umwelt in Städten gemanaged ist, alles ist bebaut“, erläutert Hans von Storch, der Leiter des Instituts für Küstenforschung und einer der Autoren des Berichts. Auch fehlende Vegetation, erhöhte Emissionen und das Wärmespeichervermögen der Baustoffe in den Innenstädten seien verantwortlich für den „Stadteffekt“, sagt von Storch.

Hamburg sei aber durch seine Seelage und die großen Wasserflächen insgesamt weniger betroffen: „Der Effekt wird in Berlin heftiger zu spüren sein“, so von Storch. Doch der Frühling beginnt früher, traditionelle Feuchtgebiete entlang der Elbe trocknen im Sommer aus, während im Winter starke Niederschläge zu Elbhochwasser führen – der Klimawandel ist schon zu erleben. Seit 2007 gibt es deshalb in Hamburg ein Klimaschutzkonzept, 25 Millionen Euro stehen für die rund 300 Maßnahmen zur Verfügung.

„Wir müssen die Stadtplanung umfassend auf den Prüfstand stellen“, sagt Peter Lindlahr, Leiter der zentralen Hamburger Koordinationsstelle für Klimaschutz: „Wir müssen die Dichte in der Bebauung prüfen, uns fragen, ob die Kapazitäten unserer Regenwasserrückhaltesysteme ausreichen, unsere Kanalisation anpassen. Das muss nicht nächste Woche fertig sein, aber wir müssen jetzt anfangen, darüber nachzudenken“, sagt Lindlahr.

Für die Zukunft sagt der Klimabericht auch für Hamburg einen weiteren Temperaturanstieg voraus. Bis zur Mitte des Jahrhunderts werden es zwischen 0,75 und 1,75 Grad Celsius sein. Die Niederschlagsmenge wird sich in Hamburg und im Umland insgesamt wohl kaum ändern – aber die Sommer werden deutlich trockener, die Winter viel regnerischer. Für Hamburg besonders interessant ist der vom UN-Klimarat prognostizierte Anstieg des Meeresspiegels: Er könnte nach Ansicht der Forscher um drei bis elf Dezimeter höhere Sturmfluten bewirken.

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