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Politik: Koalition streitet über Hilfen für DDR-Dopingopfer Grüne wollen mit der Opposition höhere Entschädigung durchsetzen

Berlin. Innerhalb der Koalition ist erneut Streit um die Entschädigung von DDR-Dopingopfern ausgebrochen.

Berlin. Innerhalb der Koalition ist erneut Streit um die Entschädigung von DDR-Dopingopfern ausgebrochen. Nach Informationen des Tagesspiegels fordern die Grünen weiterhin einen Festbetrag für jeden Sportler, der gesundheitliche Schäden aus dem DDR-Dopingsystem davongetragen hat. Die Sozialdemokraten wollen dagegen nur eine Pauschalsumme für alle Opfer zur Verfügung stellen – so steht es auch im rot-grünen Gesetzentwurf, der Mitte Mai in den Bundestag eingebracht wurde. In Koalitionskreisen heißt es jedoch, die Grünen drängten weiter auf einen anderen Kurs und wollten notfalls mit Union und FDP für einen Festbetrag stimmen. Die Opposition fordert eine Entschädigung von 5000 Euro pro Person.

Am heutigen Dienstag sollen die Fraktionschefs von SPD und Grünen, Peter Struck und Rezzo Schlauch, die Streitfrage klären. „Eigentlich wollte die SPD noch einmal über den Festbetrag nachdenken“, sagt der sportpolitische Sprecher der Grünen, Winfried Hermann. „Wir hoffen weiterhin auf Bewegung.“ Im Gesetzentwurf der Koalition ist ein Pauschalbetrag von zwei Millionen Euro für alle Opfer vorgesehen. Bislang sind beim Verein Dopingopfer-Hilfe etwa 250 geschädigte Sportler registriert. Beobachter gehen von bis zu 1000 Antragstellern aus – bei zwei Millionen Euro würde sich damit eine Einmalzahlung von 2000 Euro pro Person ergeben. Das ist der Opposition zu wenig. „Diese Regelung ist kleinlich und unangemessen", sagt FDP-Politiker Klaus Kinkel. Und CDU-Experte Klaus Riegert fordert: „Die Sozialdemokraten müssen sich bewegen, damit es noch ein Gesetz im Konsens gibt.“

Die SPD beharrt jedoch auf ihrer Position. Sportexpertin Dagmar Freitag sagte am Montag: „Unser Entwurf ist gut, und wir halten daran fest.“ Schon bei der Ausarbeitung war es darüber zum Streit in der Koalition gekommen. Im Mai hatten die Grünen eine gemeinsame Vorlage mit Union und FDP einbringen wollen, beugten sich aber im letzten Moment der Koalitionsräson. Vergangene Woche plädierte der grüne Haushaltsexperte Oswald Metzger im Haushaltsausschuss für einen Festbetrag, ehe er formal mit der SPD für den rot-grünen Gesetzentwurf stimmte.

Am Freitag soll der Bundestag das Gesetz verabschieden. Danach müssen geschädigte Sportler bis zum 31. März 2003 einen Antrag auf Entschädigung stellen und ärztliche Gutachten vorlegen. Opfer wie die Leichtathletin Birgit Boese, die als Kind ohne ihr Wissen gedopt wurde und heute selbst keine Kinder mehr bekommen kann, fordern monatliche Rentenzahlungen. Die Sportverbände weigern sich bislang, einen finanziellen Beitrag zu leisten. Robert Ide

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