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Koch-Nachfolger: Bouffier - Sein Profil ist scharf genug

Ein Nachfolger für Ministerpräsident Roland Koch: Volker Bouffier. Was verbindet ihn mit Koch?

Die Raststätte Wetterau liegt nicht nur verkehrsgünstig an der Autobahn 5, rund 30 Kilometer vor Frankfurt am Main. Sie ist auch so etwas wie die Geburtsstätte der aktuellen hessischen CDU-Führungsriege. Hier traten Anfang der 80er Jahre Roland Koch und Volker Bouffier an, um einen Streit in der hessischen Jungen Union zu schlichten. Sie hatten erkannt, dass man nur gemeinsam gegen die Macht der Altvorderen um den damaligen hessischen CDU-Chef Alfred Dregger vorgehen könne. Aus dieser Zusammenkunft in einem Hinterzimmer der Raststätte ist die Tankstellen-Connection entstanden – eine politische Seilschaft, zu der auch Franz Josef Jung gehört, die sich gegenseitig protegiert und auch das Vertrauensverhältnis zwischen Roland Koch und Volker Bouffier mitbegründet. Deshalb wurde der derzeitige hessische Innenminister immer wieder als „Thronfolger“ Kochs gehandelt. Am Dienstagabend verkündete Koch in Bad Nauheim, dass der CDU-Landesvorstand und die Kreisvorsitzenden Volker Bouffier für einen Landesparteitag am 12. Juni einstimmig zur Wahl als Landesvorsitzender vorschlagen und der CDU-Landtagsfraktion empfehlen, ihn anschließend als Ministerpräsidenten vorzuschlagen und zu wählen.

Schon einmal hat Bouffier von der Familie Koch profitiert: 1987 wurde er Staatssekretär im hessischen Justizministerium, obwohl er gar nicht in den Landtag gewählt worden war. Justizminister damals war Roland Kochs Vater Karl-Heinz.

Ähnlich wie Koch weiß Bouffier politische Affären zu überstehen: Vor einigen Jahren wurde ihm als Rechtsanwalt „Parteienverrat“ vorgeworfen, weil er in einer Scheidungsangelegenheit beide Eheleute beraten haben soll. Der jüngste Vorwurf trägt den Titel „Polizeiaffäre“ und wurde erst vergangene Woche in einer emotional geführten Plenardebatte diskutiert. Der 58-jährige Bouffier soll einen Parteifreund aus seiner mittelhessischen Heimat Gießen als neuen Chef der Bereitschaftspolizei benannt haben, obwohl ein angeblich ebenso geeigneter Konkurrent für den Posten bereitstand. Politisch ist Bouffier vor allem mit Forderungen nach einer bundesweiten Warndatei für rückfallgefährdete Sexualstraftäter in Erscheinung getreten. Auch in Integrations-Debatten schaltete sich Bouffier vermehrt ein. Seit 1991 ist er Vizechef der hessischen CDU.

Während Bouffier also von Kochs Abtreten profitiert, wird ein anderes Kabinettsmitglied in Hessen ebenfalls seinen Platz räumen – von sich aus, wie Koch: Silke Lautenschläger. Sie war hessische Sozialministerin, Ministerin für Wissenschaft und Kunst sowie zuletzt Umweltministerin. Vor allem aber war sie Fan von Roland Koch. Dieser sei ihr großes politisches Vorbild und deshalb wolle sie nach Kochs Rücktritt ebenfalls ihre Posten zur Verfügung stellen, sagte die 41-Jährige – als Ministerin und auch als Landtagsmitglied, das sie seit 1999 ist.

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