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Moschee

© ddp

Kölner Moschee: Wenn Gott will

Der Architekt der umstrittenen Kölner Moschee ist Katholik - aus einer Dynastie von Kirchenbaumeistern.

Bis vor einigen Tagen hatte Paul Böhm noch Hoffnung. Wann immer er gefragt wurde, wie denn die eigenen katholischen Glaubensbrüder zu seinem jüngsten Bauprojekt stehen, konnte der Kölner Architekt mit voller Überzeugung Pfarrer Meurer ins Spiel bringen. Der Hausherr über die St.-Theodor-Kirche im Stadtteil Vingst hatte noch vor kurzem eine Kollekte angeregt und um Spenden für die Moschee am Ring gebeten. Paul Böhm hat diese Geschichte in den vergangenen Wochen gleich mehrfach erzählt und darauf hingewiesen, dass es gut wäre, wenn Kölns oberster Kirchenfürst, Kardinal Meisner, mit einem abwägenden Wort beitragen würde, damit sich der Streit um die Moschee etwas entspannt.

Jetzt ist genau das Gegenteil passiert. Kardinal Meisner hat sich in den Streit eingemischt, seine Worte aber so gewählt, dass sie eher weitere Missverständnisse provozieren. Zumindest in der Kurzfassung wird republikweit reproduziert, dass der Herr Kardinal ebenfalls Angst angesichts des monumentalen Neubaus einer Moschee im Stadtteil Ehrenfeld empfinde und sogar das Wort vom „Kulturbruch“ in den Mund genommen habe. Damit hat er all jenen in der Domstadt eine weitere Vorlage geliefert, die ohnehin ihre Schwierigkeiten mit Böhms Plänen einer Moschee für die 120 000 Muslime in Köln haben.

Paul Böhm macht das traurig. Gemeinsam mit seinem Vater Gottfried hatte er den Wettbewerb gewonnen, den die türkisch-islamische Ditib als Bauherrin ausgeschrieben hatte. „Im Grunde ist es ein Gemeindezentrum“, sagt Böhm. Seine Pläne sollen genau da realisiert werden, wo sich die Kölner Muslime zurzeit hinter den Mauern einer ehemaligen Fabrik täglich treffen, um zu beten oder miteinander zu plaudern. Das Projekt ist imposant, das würde Böhm nicht bestreiten. Die Böhms haben auf dem 4500 Quadratmeter großen Grundstück ein Bauwerk mit 20 000 Quadratmetern Geschossfläche entworfen, im Mittelpunkt eine Kuppel über 34 Meter, die beiden Minarette ragen sogar 55 Meter in die Höhe.

Genau daran entzündet sich gegenwärtig viel Kritik: Zu groß, zu dominierend, sagen einige der Nachbarn. Paul Böhm schüttelt darüber den Kopf: „Das ist alles nicht so erdrückend, wie viele Leute es befürchten“. Mit einer Handbewegung weist er auf die umliegenden Gebäude: bis zu 70 Meter hohe Häuser in der Straße und dahinter der Fernsehturm mit 260 Metern. Kritik am Islam kann Böhm nachvollziehen, da hat er selbst die eine oder andere Frage; zum Beispiel zur Rolle der Frau. Dass sein Werk aber eine Art Manifestation des Islamismus sein könne, bestreitet er. „Ich sehe darin eher eine Öffnung dieser Religion in die Moderne“, hält er dagegen. Er habe sich „in der Vergangenheit eher über die Moscheen in Hinterhöfen geärgert habe“.

Sakralbauten beschäftigen die Familie Böhm seit Generationen. Paul Böhm, Jahrgang 1959, entstammt nicht nur einer Familie von Architekten; er ist umgeben von Baumeistern. Sein Großvater Dominikus hat im Rheinland so viele Kirchen gebaut, dass die Liste mehrere Seiten der Archive füllt. Sein Vater Gottfried erhielt 1986 den Pritzker-Preis, den Nobelpreis für Architekten. Von ihm stammt die Idee der Glaskuppel über dem Reichstag, die – ähnlich wie die Kuppel der Moschee jetzt – Licht in das Bauwerk bringen sollte. Die Formensprache der Böhms drückt Transparenz aus, jeder war zu seiner Zeit ein Modernist. Wird die Moschee Wirklichkeit? Der Katholik Paul Böhm wagt seine Prognose: „Wenn Gott es will, wird sie gebaut.“

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