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Karsten Sach überragt alle, auch seine Chefs: Rita Schwarzelühr-Sutter (von links), Barbara Hendricks, Jochen Flasbarth.

© BMUB

Köpfe des Klimagipfels in Paris (1): Karsten Sach

Der Klimaexperte ist der Chefverhandler der deutschen Delegation auf dem Klimagipfel.

Mit Karsten Sach ist leichter zu diskutieren, wenn er sitzt. Denn es gibt kaum einen internationalen Klimaverhandler, der nicht angestrengt an ihm hochblicken muss, wenn er neben ihm steht. Der 56-jährige Ministerialdirektor im Umweltministerium ist seit 1999 Gesicht und Kopf der deutschen Verhandlungsdelegation bei internationalen Klimagipfeln. Auch bei der am Montag in Paris beginnenden Versammlung wird er zwei Wochen lang nach Kompromissen suchen.

Der promovierte Jurist hatte seinen Einstieg beim 5. Klimagipfel 1999 in Bonn. Zwei Jahre nach dem Grundsatzbeschluss über das Kyoto-Protokoll waren die Verhandlungen in den Tiefen der Ebenen angekommen. Im Kyoto-Protokoll war vereinbart worden, dass die Industriestaaten ihren Treibhausgasausstoß um dort vereinbarte Prozentsätze zu mindern hatten. In Bonn stritten sie sich mit allen anderen darüber, mit welchen Rechentricks sie wenig tun und trotzdem gut dastehen könnten.

Karsten Sach ist der Kopf der deutschen Klima-Verhandlungsdelegation.
Karsten Sach ist der Kopf der deutschen Klima-Verhandlungsdelegation.

© Bernd von Jutrczenka/dpa

Ein Jahr später scheiterte der 6. Klimagipfel in Den Haag. Die Uhr wurde angehalten und der Gipfel erst ein halbes Jahr später in Bonn beendet. Karsten Sach hat beobachtet, wie sich die Verhandlungsdelegation der Europäischen Union komplett zerlegte.

Der deutsche Chef-Klimaverhandler dagegen kann mit allen reden; mit Delegationen, die alles zum Scheitern bringen wollen, oder Nicht-Regierungsorganisationen, die an der Langsamkeit des Verhandlungsprozesses verzweifeln. Sach schafft es in einer hitzigen Debatte immer, Dampf rauszunehmen. Er schaut seinen Gesprächspartnern in die Augen, hört intensiv zu. Dann legt er den Kopf leicht nach hinten. Manchmal schließt er kurz die Augen. Dann schaut er wieder nach vorne und spricht überlegt, sich vorsichtig vorwärts tastend aus, was er zu sagen hat.

Karsten Sach findet auch bei als bockig bekannten Delegationen Gehör. Er schafft es nicht nur, seinen Gesprächspartnern das Gefühl zu geben, er verstünde, warum sie so unwillig sind. Er versteht es tatsächlich. Sach weiß genau, dass es für einen Ölstaat wie Saudi-Arabien eine Zumutung ist, darüber zu verhandeln, wie sein Geschäftsmodell zerstört werden kann. Sach hat Geduld und kann sich als guter Diplomat jederzeit mäßigen. Auch wenn es ihn gelegentlich nervt, wenn einer seiner Verhandlungspartner zum hundertsten Mal das gleiche Argument bringt und nicht nach Kompromissformeln sucht.

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