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Politik: Kohl ist der Euro-Star

Beim Wahlkampf-Auftakt der Union wird der Altkanzler bejubelt – auch als Friedensbote

Keiner bekommt so viel Applaus wie Helmut Kohl. Mit seiner emotionalen Botschaft vom Frieden in Europa spricht der Altbundeskanzler die Gefühle der rund 2000 CDU- Sympathisanten an, die zum Start des CDU- Europawahlkampfes nach Saarbrücken gekommen sind. Vergessen die Distanz, die zu Zeiten der Spendenaffäre zwischen ihm und der CDU herrschte. In Saarbrücken feiern sie den früheren Ehrenvorsitzenden der Partei für das, was er als sein Lebenswerk ansieht – die deutsche und die europäische Einigung.

Die wichtigste Idee eines gemeinsamen Europas sei, den Frieden zu sichern, sagt Kohl. „Wir wollen nie wieder neue Soldatengräber in Europa.“ Kohl setzt der SPD ein eigenes friedenspolitisches Signal entgegen – für den Fall, dass die Sozialdemokraten mit ihrer klaren Ablehnung des Irak-Krieges in den Europawahlkampf ziehen wollen.

Der Ort Saarbrücken ist bewusst für den Wahlkampfauftakt ausgewählt: Im Saarland, unweit der französischen Grenze, werden an diesem Samstag Deutschland und Frankreich als Motor der europäischen Einigung beschworen. Eingeladen ist auch der Chef der französischen Konservativen UMP, Alain Juppé, der seine „immense Bewunderung“ für „den großen Europäer“ Kohl ausdrückt.

Parteichefin Angela Merkel bleibt vor allem, sich an den zähen Details der deutschen Innenpolitik abzuarbeiten: Ausbildungsplatzabgabe, Zuwanderung, Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe. „Es bleibt viel Schwachsinn über“, attestiert sie der rot-grünen Regierung in Berlin. Der Europawahlkampf soll schließlich auch eine Abrechnung mit Rot-Grün werden. Das heikle Thema Türkei kommt erst zum Schluss. „Wenn wir die Menschen nicht überfordern wollen, muss man auch über die Grenzen dieses Europas sprechen“, sagt Merkel und bringt ihre Formel der „privilegierten Partnerschaft“ anstelle einer konkreten Beitrittsperspektive an. Damit kann auch Merkel den Saal begeistern. In Nürnberg formuliert derweil CSU-Chef Stoiber seine ablehnende Haltung deutlicher: Ein Beitritt der Türkei mit 70 Millionen Einwohnern würde die EU massiv überfordern. Das Land sei geografisch, historisch und kulturell nicht Teil Europas.

Nur einer nimmt das Wort Türkei nicht in den Mund: Helmut Kohl. Schließlich hat er 16 Jahre lang als Regierungschef die Beitrittsperspektive für die Türkei nicht infrage gestellt. Der 74-Jährige merkt nur allgemein an: „Der Rohbau des Hauses Europa muss groß genug sein, dass alle Völker Europas nach ihren Notwendigkeiten Platz finden.“

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