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Politik: Koizumi empört die Nachbarn

Berlin - Zwei Tage nach dem Besuch des japanischen Premiers Junichiro Koizumi am Schrein der Weltkriegstoten dauern die Proteste in Asien an. Südkorea sagte am Mittwoch einen geplanten Besuch des Außenministers ab.

Berlin - Zwei Tage nach dem Besuch des japanischen Premiers Junichiro Koizumi am Schrein der Weltkriegstoten dauern die Proteste in Asien an. Südkorea sagte am Mittwoch einen geplanten Besuch des Außenministers ab. Nordkorea verurteilte den Auftritt Koizumis als „taktlosen Akt“. Am Montag hatte Koizumi den Yasukuni-Schrein in Tokio besucht und sich dort verbeugt. In dem Schrein werden 2,5 Millionen japanische Kriegstote, darunter auch Kriegsverbrecher, wie Gottheiten verehrt.

Bereits im Frühjahr hatte es politischen Streit und zum Teil gewalttätige Demonstrationen in China gegeben, weil Japan sich weigerte, Schulbücher zu überarbeiten, in denen Japans Kriegsgräuel mangelhaft dargestellt werden. Nun spricht China von einer „Provokation des ganzen Volkes“, ein für das Wochenende geplantes Treffen der Außenminister findet nicht statt. Koizumi indes verteidigt sein Handeln gegen ausländische Proteste und Kritik im eigenen Land. 41 Prozent der Japaner meinen, ihr Premier hätte nicht zu dem Schrein gehen sollen – zumal der Besuch gegen die verfassungsmäßige Trennung von Staat und Religion verstößt.

In Japan gibt es Überlegungen, eine Gedenkstätte nur für Kriegsopfer einzurichten. „So ein Ort könnte Koizumi helfen“, sagt Iris Wieczorek vom Institut für Asienforschung in Hamburg. „Konservative Japaner bestehen darauf, dass ihr Premier der Kriegstoten gedenkt. China und Südkorea aber werden wirtschaftlich und politisch selbstbewusster, sie akzeptieren nicht mehr, dass ihre Belange ignoriert werden. Um Japan nicht zu isolieren, muss Koizumi Rücksicht nehmen.“ Wie tief der Ärger in China über Japans Umgang mit der eigenen Vergangenheit sitzt, zeigt die Geschäftsidee eines Restaurantbesitzers im Nordosten des Landes. In dem Gasthaus in Jilin lächeln und verbeugen sich die Kellner wie in anderen Chinarestaurants. Nur wenn ein Japaner das Lokal betreten will, ändert sich das: Bevor er eintritt, muss er sich verbeugen. Damit, so der Betreiber, erkenne der japanische Gast die Kriegsverbrechen seines Landes an und entschuldige sich dafür beim chinesischen Volk.

Christian Helge Röfer

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