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© dpa

Kolumbien: Befreite Geiseln kehren zu ihren Familien zurück

Eine der befreiten kolumbianischen Geiseln hat ein erstes Radiointerview gegeben. Darin erzählt sie von ihren Erlebnissen in Gefangenschaft, der Geburt ihres Sohnes und dem Verbleib der ehemaligen Präsidentschaftskandidatin Betancourt.

Nach der Freilassung zweier Frauen aus den Händen der kolumbianischen Farc-Rebellen bleibt das Schicksal der ebenfalls entführten ehemaligen Präsidentschaftskandidatin Ingrid Betancourt ungewiss. "Ich habe seit drei Jahren nichts von Ingrid gehört", sagte ihre freigelassene Wahlkampfmanagerin Clara Rojas dem privaten kolumbianischen Rundfunksender Caracol.

Die Frauen waren am 23. Februar 2002 während einer Wahlkampffahrt ins Landesinnere in einem von der Farc kontrollierten Gebiet 600 Kilometer südlich von Bogotá entführt worden. Die heute 44 Jahre alte Anwältin Rojas sollte nicht verschleppt werden, weigerte sich aber, ihre Freundin und politische Chefin Betancourt in der Gefahr alleinzulassen.

Rückkehr zur Familie

Rojas und die ebenfalls freigelassene Geisel Consuelo González trafen in der venezolanischen Hauptstadt Caracas ein, wo sie von ihren Verwandten in Empfang genommen wurden. Bei der Ankunft in Caracas schloss die 44-jährige Rojas mit Tränen im Gesicht ihre 76-jährige Mutter Clara González in die Arme. Die ehemalige Abgeordnete Consuelo González wurde von ihren Töchtern in Empfang genommen. Zum ersten Mal begegnete sie ihrer zwei Jahre alten Enkelin. "Es ist als sei ich wiedergeboren worden", sagte die 57-Jährige mit dem Kind im Arm. "Manchmal glaube ich immer noch, dies sei ein Traum." Beide Geiseln berichteten, sie hätten vor der Übergabe 20 Tage durch den Dschungel wandern müssen. Die Frauen wirkten in Caracas körperlich gesund.

Tag und Nacht in Ketten

Die Rebellen hätten sie "aus Sicherheitsgründen" von Betancourt getrennt, sagte Rojas dem Sender Caracol. Die Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (Farc) legten nach ihren Angaben aber Venezuelas Innenminister Ramon Rodriguez Chacin Beweise vor, dass acht in Gefangenschaft befindliche Geiseln noch am Leben sind. Laut González leben aber vor allem die männlichen Farc-Gefangenen unter schwierigen Bedingungen: Sie seien Tag und Nacht angekettet. "Egal, was sie tun, sie tun es in Ketten."

Rojas sprach in dem Interview auch über die Geburt ihres Sohnes Emmanuel, den sie vor dreieinhalb Jahren durch einen Kaiserschnitt zur Welt brachte. Nach der Geburt sei sie 40 Tage bettlägerig gewesen. Als das Baby acht Monate alt gewesen sei, habe man es ihr weggenommen. "Das war sehr hart, aber für ihn bin ich am Leben." Sie hoffe, dass sie ihren Sohn bald im Arm halten werde. Der Junge war in einem Waisenhaus in Bogotá entdeckt worden.

Auch Amerikaner loben Chávez

Kolumbiens Präsident Álvaro Uribe dankte seinem venezolanischen Kollegan Hugo Chávez für die Vermittlung in der Geiselkrise. Er rief gleichzeitig die Farc zu Verhandlungen auf. In den Händen der Rebellen befinden sich nach seinen Angaben noch 750 Menschen, von denen derzeit 44 für einen Austausch in Frage kommen.

Auch die US-Regierung räumte - wenngleich nur zögerlich - Chávez' Verdienste um die Freilassung der Geiseln ein. "Wir begrüßen die Befreiung der zwei Geiseln", sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Tom Casey, vor Journalisten. Erst auf Nachfrage erklärte er: "Ich glaube, man muss jeden positiv erwähnen, der eine positive Rolle (...) gespielt hat, auch den Präsidenten Chávez." Das Verhältnis zwischen den USA und Venezuela ist seit Chávez Amtsantritt belastet. (ut/AFP/dpa)

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