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© AFP

Kolumbien: Ex-Geiseln bringen schlechte Nachrichten

Vier Geiseln sind frei - viele andere bleiben in den Händen der Guerillagruppe FARC zurück. Darunter die ehemalige kolumbianische Präsidentschaftskandidatin Ingrid Betancourt. Eine der freigelassenen Geiseln hat sie noch vor kurzem gesehen - in schlimmem Zustand.

Die vier von der kolumbianischen Guerillagruppe FARC freigelassenen Geiseln haben alarmierende Nachrichten von der weiterhin gefangenen Politikerin Ingrid Betancourt überbracht. Die ehemalige kolumbianische Präsidentschaftskandidatin Betancourt sei "körperlich sehr, sehr krank und seelisch erschöpft", berichtete der Ex-Abgeordnete Luis Eladio Perez. Perez und seine Leidensgenossen wurden nach eigenen Angaben unter "unmenschlichen Bedingungen" gefangengehalten. Die vier kamen am Mittwoch frei, nachdem Venezuelas Präsident Hugo Chavez in der Geiselkrise vermittelt hatte. Die USA und Frankreich begrüßten die Freilassung.    Betancourt sei in einer "äußerst schwierigen Lage", sagte Perez nach seiner Ankunft im venezolanischen Caracas. Er habe die 46-Jährige zuletzt am 4. Februar gesehen, zuvor seien er und sie ein halbes Jahr getrennt gefangengehalten worden. Betancourt werde von den Guerilleros "sehr schlecht" behandelt, die ganze Welt solle das wissen. Betancourt sei von Menschen umgeben, denen nichts daran liege, ihr das Leben erträglich zu machen. Die franko-kolumbianische Grünen-Politikerin wurde vor rund sechs Jahren - am 23. Februar 2002 - von der FARC verschleppt, als sie für das Präsidentenamt in Kolumbien kandidierte. Im Januar hatten die Rebellen Betancourts frühere Mitarbeiterin Clara Rojas und eine Ex-Abgeordnete freigelassen.

Herzanfall und Zucker-Schocks
  
Perez berichtete, er selbst habe während der rund sechsjährigen Geiselhaft einen Herzanfall und drei Zucker-Schocks erlitten und durch Tropenkrankheiten mit Nierenbeschwerden zu kämpfen. Perez und die drei übrigen Freigelassenen - die Ex-Abgeordneten Gloria Polanco, Orlando Beltran und Jorge Gechem - waren am Mittwoch von Mitarbeitern des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz und venezolanischen Regierungsvertretern in Kolumbien in Empfang genommmen und dann nach Caracas gebracht worden.

Die vier wurden in zwei mit dem Rotkreuz-Emblem gekennzeichneten venezolanischen Hubschraubern aus dem Dschungel im Süden Kolumbiens nach Santo Domingo in Venezuela und später per Flugzeug nach Caracas gebracht. Wie schon im Januar hatte die FARC auch diesmal darauf bestanden, dass die Übergabe von Chavez geleitet werden müsse, dessen Verhältnis zu seinem kolumbianischen Kollegen Alvaro Uribe sehr gespannt ist. Damit scheinen die Rebellen die kolumbianische Regierung brüskieren zu wollen, die den Forderungen der FARC nicht nachgibt.

Chavez bereitet Betancourts Freilassung vor - vergeblich?

Chavez rief den FARC-Anführer Manuel Marulanda am Mittwochabend auf, Betancourt rasch an einen sicheren Ort zu bringen. "Ich werde dir eine Botschaft über unsere üblichen Kanäle schicken, damit wir sehen können, wie wir bei der Freilassung von Ingrid vorgehen", sagte Chavez vor Journalisten.

Dennoch rief die FARC die Regierung im kolumbianischen Bogota auf, auf eine der Hauptforderungen der Guerilla einzugehen: jene nach einer zeitweilig entmilitarisierten Zone rund um die Städte Pradera und Florida. Dort sollten dann Verhandlungen über die Freilassung weiterer Geiseln sowie inhaftierter Gesinnungsgenossen der Rebellen stattfinden.

Das US-Außenamt begrüßte die Freilassung, kritisierte die FARC aber scharf dafür, dass sie weiter zahlreiche Geiseln in ihrer Gewalt halte. Unter ihnen sind auch mehrere US-Bürger. Ein Sprecher des französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy sagte, Sarkozy hoffe, dass der "positiven Geste" der FARC rasch weitere Freilassungen folgten. Sarkozy rufe die FARC auf, alle Geiseln - und damit auch Betancourt - so schnell wie möglich freizulassen. (mpr/AFP)

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