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Kolumbien: Freiheit für entführte Betancourt?

Die marxistische Guerilla in Kolumbien will die vor sechs Jahren entführte Politikerin Ingrid Betancourt freilassen. Gleichzeitig wurden die Berichte über den Tod des Farc-Chefs Manuel Marulanda bestätigt.

Der Chef der größten kolumbianischen Guerillaorganisation Farc, Manuel Marulanda, ist tot. "Der große Führer ist gegangen", hieß es in einem Dokument der Farc, aus dem der kolumbianische Fernsehsender Caracol am Sonntag zitierte. Demnach soll der bisherige ideologische Anführer der Rebellenorganisation, Alfonso Cano, die Nachfolge antreten. Zuvor hatte die Regierung in Bogotá den Tod des 80 Jahre alten Farc-Gründers und Anführers verkündet. Präsident Álvaro Uribe gab bekannt, mehrere hochrangige Farc-Vertreter hätten sich zur Freilassung der entführten Politikerin Ingrid Betancourt und anderer Geiseln bereit erklärt.

Marulanda sei nach "kurzer Krankheit" verstorben, teilten die Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (Farc) mit. Das kolumbianische Verteidigungsministerium hatte am Samstag (Ortszeit) erklärt, der Guerilla-Chef sei bereits am 26. März an einem Herzinfarkt gestorben. Laut Verteidigungsminister Juan Manuel Santos hatte die Regierung die Information von einer Quelle, die sich "noch nie geirrt" habe. Marulandas Tod war bereits 17 Mal fälschlicherweise verkündet worden.

Für die Guerilla ist der Tod von Marulanda ein weiterer schwerer Schlag. Erst am 1. März hatte die kolumbianische Armee bei einem Angriff auf ecuadorianischen Gebiet Raúl Reyes, die Nummer zwei der Farc, getötet. Mitte Mai hatte sich dann die berüchtigte Farc-Kommandeurin Nelly Avila Moreno alias "Karina" der Polizei gestellt. Marulanda war unter dem Namen "Tirofijo" (Sicherer Schuss) bekannt und trat so gut wie nie in der Öffentlichkeit auf. 1964 gründete er die Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens. Der bürgerliche Name des nach Angaben seines Vaters am 12. Mai 1928 geborenen Guerilla-Chefs lautete Pedro Antonio Marín.

"Bestimmte Chefs" wollen aufgeben

"Die Regierung hat von der Farc Anrufe erhalten, in denen bestimmte Chefs ihre Entscheidung mitteilten, sie wollten aufgeben und Ingrid Betancourt freilassen, wenn die Regierung ihnen Freiheit garantiert", sagte Uribe. Frankreichs Außenminister Bernard Kouchner sagte während seines Libanon-Besuchs, dies seien "sehr gute Neuigkeiten". Allerdings befürchtete er, dass Bogotá mit einer Militäraktion gegen die Farc das Leben der Geisel aufs Spiel setzen könnte.

Farc-Rebellen hatten die franko-kolumbianische Grünen-Politikerin Betancourt während ihres Präsidentschaftswahlkampfs im Februar 2002 verschleppt. Im April hatte der französische Präsident Nicolas Sarkozy versucht, die Farc-Guerilla zur Freilassung Betancourts zu veranlassen, und ein Flugzeug mit Ärzten und Diplomaten an Bord nach Kolumbien entsandt. Die Rebellen zeigten Sarkozy jedoch die kalte Schulter und erklärten, dass sie sich nicht erpressen ließen.

Die Farc - mit zeitweise rund 17.000 Mitgliedern nicht nur die älteste, sondern auch die größte kolumbianische Guerillaorganisation - hat mehr als 700 Geiseln in ihrer Gewalt. In Kolumbien, den USA und der EU steht die Farc auf der Liste der Terrororganisationen. (mhz/AFP)

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