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Kommerz: Politik und Kirche gegen "Weihnachtsrummel"

Weihnachtsgans statt Weihnachtsbotschaft: Politiker und Kirchenvertreter haben eine wachsende Kommerzialisierung des Weihnachtsfestes beklagt. Besonders die Berliner Regelung mit einer Ladenöffnung an allen Adventssonntagen wird heftig kritisiert.

Der Grünen-Fraktionschef im baden-württembergischen Landtag, Winfried Kretschmann, sagte, während an Weihnachten die Menschwerdung Gottes gefeiert werde, drohe der zum "Weihnachtsrummel" gewordene Kommerz diesen Sinn des Festes aufzuzehren. Kretschmann attackierte die Berliner Regelung, alle Adventssonntage in diesem Jahr zur Ladenöffnung freizugeben. Wenn politische Mehrheiten "auch die Adventssonntage dem Konsum ausliefern, dann wird die Kommerzialisierung des Weihnachtsfestes es vollends zerstören", mahnte das Mitglied des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK).

Theologe Friedrich Schorlemmer beklagte, das Fest sei inzwischen inhaltlich "ausgehöhlt". Er betonte: "Weihnachten ist inzwischen in Ost und West inhaltlich sowieso so ausgehöhlt, dass man dagegen gar nichts mehr machen braucht." Schon in der DDR "war den Leuten die Weihnachtsbotschaft nicht so wichtig wie die Weihnachtsgans."

"Tiefer Traditionsabbruch"

Der Theologe kritisierte, in "unseren Breiten kennt kaum jemand noch drei Weihnachtslieder. Das ist ein ganz, ganz tiefer Traditionsabbruch." Er fügte hinzu: "Die Weihnachts-Katastrophe heutzutage wäre doch, wenn das Geschäft nicht ausreichend brummte. Oder wenn es Kirchen gibt, die erfolgreich dafür kämpfen, dass die Geschäfte nicht an allen Adventssonntagen voll geöffnet werden. Das ist eine völlige Verkennung dessen, was Weihnachten ist."

Der Pfarrer sagte, er würde sich wünschen, "dass man nur denjenigen etwas schenkt, für die man wirklich was Schönes gefunden hat. Ich würde mir wünschen, dass man sich nicht in falschen Stress versetzt und Hunderte Karten wegschickt, aber die Christvesper besucht, den Weihnachtsgottesdienst auch. Weihnachten ist immer am schönsten, wenn man viel singt, wenn man sich Zeit lässt, Stille lässt, einen schönen Weihnachtsspaziergang macht und die Zeit mit anderen genießt, die man sonst im Jahr nicht sieht."

Von der Leyen: Bei uns bleibt der Fernseher aus

Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) davor, an Weihnachten "Kinder vor den Fernseher zu parken." Die CDU-Politikerin fügte hinzu: "Bei uns bleibt der Fernseher aus. Wenn man das mal miteinander besprochen hat, halten sich alle dran." Wenn der Fernseher nicht ausbleiben könne, "ist das Wichtigste, ihn nicht einfach nur stur anzustellen, sondern bewusst die richtige Sendung auszusuchen. Ideal ist es, wenn die Eltern mit den Kindern gucken, dann können sie hinterher darüber reden."

Mey Dudin[ddp]

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