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Politik: Kommunalwahl in Niedersachsen: Und ewig regiert der Dauer-OB

Es gibt viele in Hannover, die ihn nicht mehr sehen können - wo er doch schier unübersehbar ist, und das seit fast drei Jahrzehnten im Amt. Herbert Schmalstieg ist groß von Statur, außerdem schlank, und seine charakteristische Kopfform macht ihn unverwechselbar.

Es gibt viele in Hannover, die ihn nicht mehr sehen können - wo er doch schier unübersehbar ist, und das seit fast drei Jahrzehnten im Amt. Herbert Schmalstieg ist groß von Statur, außerdem schlank, und seine charakteristische Kopfform macht ihn unverwechselbar. Seit Sonntag aber ist klar: Viele können sich Hannover ohne ihn nicht mehr vorstellen. Souverän hat Hannovers OB die Direktwahl gewonnen - obwohl seine Partei, die SPD, landesweit hinter der CDU zurückblieb. Im Frühsommer, als die Stadtverwaltung zu einem "Tag der offenen Tür" geladen hatte, sah man ihn eine Gruppe älterer Bürger durch das Rathaus führen. Aufmerksam hörte er die Fragen der Leute, erläuterte die Stadtmodelle und berichtete über Kuriositäten beim Bau des Rathauses. Da ist Schmalstieg in seinem Element - wenn er zuhören kann, wenn er um Rat gefragt wird, wenn er Hände schüttelt und verspricht, sich der Alltagsproblemen annehmen zu wollen. So versteht er das Amt des "Bürgermeisters": Ein Meister dafür, die Belange der Bürger in Politik umzusetzen.

Dass die Verschuldung der Stadt dramatische Züge angenommen hat, dass er gerade bei der Expo 2000 oft genug Bremsklotz war und mehr behinderte als beförderte, wird ausgeblendet. Die Stimmung in Hannover ist freundlich, große Unzufriedenheit mit dem Rathaus gibt es nicht. Das gilt, obwohl die CDU mit ihrer Herausforderin Rita Pawelski durchaus zu Recht den "sozialdemokratischen Filz" angeprangert hatte: Fast alle wichtigen Positionen in Hannover sind von Sozialdemokraten oder ihnen nahe stehenden Personen besetzt. Die Stadt, in der einst Kurt Schumacher die SPD wiederbelebte und von der Kanzler Gerhard Schröder behauptet, hier zuhause zu sein, ist durch und durch sozialdemokratisch geprägt.

Zu Schmalstiegs Schwächen gehört die mangelnde Teamfähigkeit. In dem weit überwiegenden Teil seiner Amtszeit, von 1972 bis 1996, war der SPD-Mann nur ehrenamtlicher Oberbürgermeister, Chef der Verwaltung war damals ein hauptamtlicher Oberstadtdirektor. In jener Zeit ist oft die Rede von Meinungsverschiedenheiten an der Stadtspitze gewesen. Schmalstieg war nach Ansicht so manches Oberstadtdirektors zu stark versucht, in die Verwaltung einzugreifen. Seit die Kommunalverfassung geändert wurde, hat der SPD-Mann nun beide Funktionen inne. Jetzt ist davon die Rede, der Kontakt zwischen dem ersten Mann im Rathaus und der Landesregierung sei nicht immer reibungslos. Schmalstieg gilt, ganz sturer Norddeutscher, als eigenwillig. Der Draht zwischen ihm und Ministerpräsident Sigmar Gabriel ist auch nicht besser geworden, seit Gabriel in seinem Drang zur Erneuerung und Verjüngung im vergangenen Herbst seine Sozialministerin Heidi Merk entlassen hatte - gegen deren Willen. Merk ist die Ehefrau des Oberbürgermeisters.

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