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Kommunalwahl: SPD streitet weiter um nackte Kandidatin

Als hätten die Sozialdemokraten bundesweit nicht genügend Sorgen, befehden sich die Genossen im 16.000 Einwohner zählenden Ostseestädtchen Neustadt weiterhin um nackte Tatsachen.

Die Frage, die den Ortsverein spaltet: Darf sich eine Frau, die sich im Internet mit Nacktaufnahmen für ihre Boutique präsentiert, als SPD-Kandidatin für die Kommunalwahl bewerben?

Bei der Ortsvorstandssitzung Anfang des Monats hat man der 50-jährigen Birgit Auras für ihren freizügigen Auftritt die rote Karte gezeigt. Sie würde dem Ansehen der Partei schaden, so die Begründung der Vorsitzenden Margit Giszas. Das Auras-Gästebuch dokumentiert dafür bundesweite Entrüstung. Und auch der Landesvorsitzende Ralf Stegner erinnerte die Genossen daran, dass man das Jahr „2008, nicht 1908“ schreibe. Die Landesarbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen solidarisierte sich ebenfalls mit der Designerin. „Die Schwierigkeiten, die der Genossin aufgrund ihres Internetauftritts für ihr Modegeschäft im eigenen Ortsverein gemacht werden, sind in keiner Weise nachzuvollziehen“, schimpften die SPD-Frauen. „Aus ihnen spricht eine Engstirnigkeit und Doppelmoral, die wir im Umgang mit Frauen in der SPD längst überwunden glaubten – und die unvereinbar mit den Beschlüssen des letzten Bundesparteitages sind.“

Neustadts SPD-Ehrenvorsitzender Hermann Benker wollte retten, was zu retten ist: Die Mitglieder sollten entscheiden. Zuvor aber hatte die Vorsitzende Giszas im Ortsvorstand bereits Druck ausgeübt: Sie werde ihr Amt niederlegen, wenn Auras auf die Kandidatenliste komme. 30 Genossen trauten sich zur Sitzung, 23 stärkten ihrer Vorsitzenden den Rücken. Auras fiel erneut durch, obwohl sie auch die Kreisvorsitzende Regina Poersch hinter sich wusste. Aus Protest trat inzwischen der 62-jährige Uwe Struck von seiner Kandidatur zurück. 35 Jahre hat er das Parteibuch und sagt: „So sollten Sozialdemokraten nicht miteinander umgehen.“

Giszas betont indes, dass ein menschenwürdiges Frauenbild nicht über Nacktheit transportiert werde. Dies sei nicht etwa ihre Einzelmeinung, auch viele andere Frauen würden so argumentieren. Und Auras gibt sich gelassen. Sie hat nicht vor, der SPD den Rücken zu kehren – obwohl ihr die Linkspartei für die Kommunalwahlen am 25. Mai bereits einen Spitzenplatz angeboten haben.

Dieter Hanisch

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