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Politik: Konferenz soll Weichen für Klimaschutz stellen - Spektakuläre Entscheidungen sind allerdings nicht zu erwarten

Regierungen und Fachleute aus rund 170 Staaten beraten vom 25. Oktober bis zum 5.

Regierungen und Fachleute aus rund 170 Staaten beraten vom 25. Oktober bis zum 5. November in Bonn über weitere Schritte im Kampf gegen die Erwärmung des Erdklimas. Bei der fünften UN-Vertragsstaatenkonferenz der Klimarahmenkonvention sollen die bislang oft vage formulierten Rahmenvereinbarungen ausgestaltet werden, mit denen die 1997 im Kyoto-Protokoll festgeschriebenen Klimaschutz-Ziele erreicht werden sollen. Angesichts der komplizierten Materie erwarten Teilnehmer vom Bonner Klimagipfel zwar keine spektakulären Entscheidungen. Dennoch gilt COP 5 - so die interne Abkürzung des Treffens mit 5000 Teilnehmern - als wichtige Etappe auf dem Weg, die gesetzten Ziele zu erreichen.

Gelingt es in Bonn nicht, die Details etwa in den strittigen Fragen des Rechts auf Handel mit Verschmutzungsrechten oder über Methoden zur Berechnung des Schadstoffausstoßes und ihre Kontrolle in den einzelnen Ländern zu klären, steht der gesamte Zeitplan für die Bekämpfung der Treibhausgase im 21. Jahrhundert auf der Kippe. "Patzen wir in Bonn, scheitern wir in Den Haag", sagt ein Teilnehmer mit Blick auf den folgenden Klimagipfel im kommenden Jahr. Dort sollen die Bonner Ergebnisse in Verträgen festgesetzt werden. Viele Staaten haben die Ratifizierung des Protokolls von einer befriedigenden Ausgestaltung der Rahmenvereinbarungen abhängig gemacht, über die in Bonn verhandelt wird. Bislang ist Kyoto erst von 14 Ländern ratifiziert. 55 sind nötig, um es in Kraft zu setzen. Auch der Exekutivsekretär der Klimarahmenkonvention, Michael Zammit Cutajar, blickt deshalb bereits vor Beginn der Bonner Konferenz in die Zukunft. "Es wird keine grundlegenden Entscheidungen in Bonn geben. Der entscheidende Moment kommt in Den Haag."

Die deutsche Delegierte Anke Herold erwartet von der Konferenz dennoch wichtige Weichenstellungen etwa in der Frage, wie die Fortschritte der einzelnen Staaten im Kampf gegen Treibhausgase überprüft werden sollen. Bislang könnten je nach angewandter Methode Länderbilanzen "gut oder schlecht gerechnet werden", kritisiert die Klimaexpertin des Freiburger Öko-Instituts. In einer "wasserdichten" Berechnung der Ausstoßmengen sieht Herold auch eine wichtige Grundlage für ein weiteres Thema der Bonner Konferenz, den Handel mit Emmissionsrechten. Dieses vor allem von den USA als dem mit Abstand größten Umweltverschmutzer favorisierte Modell sieht vor, dass Industrieländer Entwicklungsstaaten Verschmutzungsrechte abkaufen können.

Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) will wie die meisten seiner EU-Kollegen erreichen, dass höchstens 50 Prozent der einem Land auferlegten Treibhausreduktion im Ausland eingekauft werden können. Die im "Forum Umwelt und Entwicklung" zusammengeschlossenen Umweltverbände und Entwicklungshilfegruppen fordern eine Begrenzung auf 30 Prozent.

Thomas Krumenacker

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