zum Hauptinhalt
Der Persische Golf, die Straße von Hormus und der Golf von Oman in einer undatierten, von der NASA zur Verfügung gestellten Satellitenaufnahme

© The Visible Earth/NASA/dpa

Update

Konflikt um Straße von Hormus: Die riskante neue Strategie des Iran

Am wichtigsten Wasserweg für den Ölhandel spitzt sich der Konflikt des Iran mit dem Westen zu. Die Führung in Teheran hat offenbar ihre Vorgehensweise geändert.

Nach der Beschlagnahmung zweier britischer Öltanker durch den Iran drohen neue Eskalationen am Persischen Golf. Der Teheraner Außenminister Dschawad Sarif erklärte am Samstag, sein Land beanspruche eine Wächterrolle über die Straße von Hormus, den wichtigsten Wasserweg im internationalen Ölhandel. Dies ist eine offene Kampfansage an die USA, die mit ihrer Kriegsflotte den Persischen Golf und die Straße von Hormus patrouillieren.

Die iranischen Revolutionsgarden hatten am Freitag zwei britische Tanker in der Straße von Hormus festgesetzt; einer durfte anschließend weiterfahren. Der zweite Tanker, die „Stena Impero“ wurde mit der 23-köpfigen Besatzung in den iranischen Hafen Bandar Abbas umgeleitet. Zunächst hatte der Iran die Aktion damit begründet, dass die „Stena Impero“ mit einem iranischen Fischerboot kollidiert sei und dass der Zwischenfall aufgeklärt werden müsste.

Am Samstag machte das iranische Regime aber deutlich, dass die Beschlagnahmung eine politische Drohgebärde war. Der einflussreiche Wächterrat erklärte, das Völkerrecht gebe dem Iran die Möglichkeit, sich gegen „illegitime Wirtschaftssanktionen zu wehren und Öltanker zu beschlagnahmen“.

Das von Stena Bulk zu Verfügung gestellte undatierte Foto zeigt den britischen Öltanker «Stena Impero».
Das von Stena Bulk zu Verfügung gestellte undatierte Foto zeigt den britischen Öltanker «Stena Impero».

© Stena Bulk/Stena Bulk/AP/dpa

Am Freitag hatte ein Gericht im britischen Gibraltar entschieden, dass ein iranischer Tanker, der wegen des Verdachts auf Verletzung von EU-Sanktionen gegen Syrien festgesetzt worden war, seine Reise vorerst nicht fortsetzen darf.

Großbritannien, Frankreich und Deutschland – drei Mitunterzeichner des Atomvertrages mit dem Iran von 2015 – kritisierten das Vorgehen Teherans. Die britische Regierung warnte Teheran vor einem „illegalen und destabilisierenden Benehmen“. Der festgesetzte Öltanker sei in den Gewässern des Omans gestoppt worden, erklärte der britische Außenminister Jeremy Hunt. Der Vorfall lasse ernsthafte Fragen mit Blick auf die internationale Schifffahrt aufkommen, sagte Hunt am Samstag vor Journalisten.

Das Auswärtige Amt in Berlin rief Teheran „nachdrücklich“ auf, die „Stena Impero“ und ihre Besatzung „unverzüglich freizugeben“. „Eine weitere regionale Eskalation wäre sehr gefährlich“, erklärte ein Ministeriumssprecher.

Iran will durch Druck Lockerungen der Sanktionen erreichen

Es ist unwahrscheinlich, dass sich der Iran davon beeindrucken lassen wird. Sarif hatte bereits vor einigen Tagen mit Gegenmaßnahmen gedroht. Der Iran werde „immer antworten“, sagte er dem US-Magazin „New Yorker“. Die Lehre heiße: „Spielt nicht mit dem Iran.“

Am Samstag ging Sarif noch einen Schritt weiter. Es sei der Iran, „der die Sicherheit im Persischen Golf und in der Straße von Hormus garantiert“, schrieb Sarif auf Twitter.  Großbritannien müsse sich vom „wirtschaftlichen Terrorismus“ der USA lösen, fügte Zarif mit Blick auf die amerikanischen Sanktionen gegen sein Land hinzu.

Öltanker transportieren rund 20 Prozent des weltweit gehandelten Öls aus dem Persischen Golf durch die streckenweise nur knapp 40 Kilometer breite Straße von Hormus zu den internationalen Märkten. Der Iran hatte bereits mehrmals damit gedroht, die Schifffahrtsstraße zu sperren, um sich gegen US-Sanktionen zu wehren.

Die Aktion gegen die „Stena Impero“ ist auch deshalb bemerkenswert, weil der Iran in den Spannungen mit den USA bisher darauf geachtet hatte, sich von Angriffen und Provokationen distanzieren zu können. So wies Teheran noch im Juni die Verantwortung für Anschläge auf mehrere Tanker im Persischen Golf von sich. Diesmal griffen die iranischen Revolutionsgarden ganz offen ein.

Offenbar verspricht sich die iranische Führung von einem härteren Kurs mehr Wirkung auf die internationale Gemeinschaft, um eine Lockerung der US-Sanktionen zu erreichen. Diese Politik bringt allerdings das Risiko von Militärschlägen der US-Streitkräfte mit sich. Zum ersten Mal seit der Irak-Invasion von 2003 entsenden die USA jetzt Truppen nach Saudi-Arabien.

Zur Startseite