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Al-Zaneh im Gazastreifen.

© dpa

Konfrontation zwischen Israel und Hamas: Das jähe Ende der Waffenruhe

Im Nahen Osten scheint eine Lösung in weiter Ferne. Die Verhandlungen über eine Beilegung des Nahostkonflikts wurden am Freitag abgebrochen – und die Kämpfe gehen weiter.

Pünktlich um 8 Uhr morgens, als die vereinbarte Waffenruhe auslief, feuerten palästinensische Kommandos die ersten Raketen auf israelisches Gebiet ab. Die Antwort folgte nur kurze Zeit später: Das israelische Militär nahm die Luftangriffe auf 15 Ziele im Norden und Süden des Gazastreifens wieder auf. Dabei wurde nach palästinensischen Angaben ein zehnjähriges Kind getötet, zudem gab es mindestens elf Verletzte. Auch die Marine und die Artillerie griffen an. Schon vier Stunden vor Ende der 72-stündigen Feuerpause hatte die im Gazastreifen herrschende islamistische Hamas israelischen Berichten zufolge Mörsergranaten abgeschossen. Die Hamas widersprach dieser Darstellung. Israel wolle nur „Verwirrung stiften“, sagte Sprecher Abu Suhri.

Spätestens am Donnerstagmorgen war bei den Waffenstillstandsverhandlungen in Kairo klar geworden, dass die Hamas-Repräsentanten innerhalb der palästinensischen Delegation nicht bereit waren, die Feuerpause um einige Tage zu verlängern, wie dies die Ägypter und die USA anstrebten. Die Hamas hat vier wesentliche Gründe für ihr Vorgehen: Sie will unter keinen Umständen als Verliererin des Krieges dastehen, die vor den Forderungen Ägyptens kapituliert. Kairo hatte von Anfang an darauf bestanden, dass zuerst die Kampfhandlungen eingestellt werden und erst danach verhandelt wird. Die Hamas lehnte dies lange Zeit entschieden ab und forderte Verhandlungen parallel zum Krieg.

Israelische Delegation reist aus Kairo ab

Genau dies will sie nun durchsetzen. Deswegen hat sie die Raketenangriffe wieder aufgenommen, obwohl das Treffen in Ägypten noch lief. Die israelische Delegation veranlasste dies zur Heimreise. Nach Angaben der israelischen Armee wurden seit dem Morgen 35 Raketen auf Israel gefeuert. Drei der Geschosse seien von Raketenabwehrsystemen abgefangen worden. Israel werde nur verhandeln, wenn die Waffen schwiegen, sagte ein Regierungsbeamter. „Israel führt keine Verhandlungen unter Feuer.“ Israels Wirtschaftsminister Naftali Bennett hatte bereits am Morgen im israelischen Rundfunk gefordert, die Verhandlungen mit der radikalislamischen Hamas zu beenden. Israel dürfe sich nicht erpressen lassen, sagte der Politiker von der Siedlerpartei.

Palästinensische Quellen hatten zuvor berichtet, die am Dienstag aufgenommenen indirekten Gespräche zwischen Israel und militanten Palästinensern würden am Freitag trotz erneuter Gefechte weitergehen. Der Druck der eigenen Leute im Gazastreifen auf die Delegation nahm Donnerstagnacht – durch eine Massendemonstration in Gaza – deutlich zu. Gestärkt fühlt sich Hamas darüber hinaus auch durch die Solidaritätsdemonstrationen im westlichen Ausland. Schließlich will die radikalislamistische Organisation verhindern, dass Präsident Mahmud Abbas und dessen Palästinenserbehörde wieder im Gazastreifen beziehungsweise an dessen Grenzen Fuß fassen, wie dies die ägyptischen Vorschläge vorsehen.

Palästinenser bestehen auf eine Aufhebung der Blockade des Gazastreifens

Die Hamas hatte während der Gespräche mit Ägyptern und Israelis mit ihrer Verhandlungstaktik falsche Hoffnungen geweckt. Offenbar hatte sie wesentliche Forderungen zunächst fallen gelassen, doch dies erwies sich als Täuschungsmanöver. So bestanden die Palästinenser bei Abbruch der Gespräche wieder auf eine Aufhebung der jahrelangen Blockade des Gazastreifens mit seinen 1,8 Millionen Einwohnern. Dabei nannten sie den Bau eines See- und Flughafens in Gaza, eine Aufhebung von Einschränkungen bei der Geldüberweisung und eine Ausweitung der Fangzone für Fischer.

Israel hatte in den Verhandlungen einer weitgehenden Aufhebung der Handelsblockade zugestimmt, allerdings erhebliche Vorbehalte gegen die Öffnung der Grenze für freien Personenverkehr vorgebracht. Nein sagte Israel zur Forderung nach Freilassungen der im Westjordanland festgenommenen Hamas-Abgeordneten und –Aktivisten.

Lesen Sie hier auch unseren Kommentar "Die 'Logik' des Gaza-Kriegs muss durchbrochen werden".

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