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Konfrontationskurs: Türkei sperrt Luftraum für israelisches Militärflugzeug

Die Türkei lässt von ihrem Konfrontationskurs gegenüber Israel nicht ab: Nun hat Ankara den türkischen Luftraum für ein israelisches Militärflugzeug gesperrt. Zivile Flüge seien aber nicht betroffen.

Die Türkei lässt von ihrem Konfrontationskurs gegenüber Israel nicht ab. Wie am Montag von Diplomaten in Ankara bestätigt wurde, verweigerte die Türkei nach dem israelischen Angriff auf den Schiffskonvoi für Gaza Ende Mai zwei Militärflugzeugen aus Israel die Durchquerung des türkischen Luftraums. Ob es sich um Einzelfälle handelte oder um eine Grundsatzentscheidung der Türkei, blieb zunächst offen. Zivile Flüge seien von dem Bann aber nicht betroffen, hieß es.

Bei dem israelischen Angriff auf die Gaza-Flottilla kamen acht türkische Aktivisten und ein türkisch-amerikanischer Passagier ums Leben. Die Türkei zog nach dem Zwischenfall ihren Botschafter aus Tel Aviv ab und kündigte an, die Beziehungen zum ehemals engen Partner Israel auf eine niedrigere Ebene abstufen zu wollen, falls Israel sich nicht entschuldigen sollte.

Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hatte am Wochenende am Rande des G-20-Gipfels in Toronto die Sperrung des Luftraums erwähnt. Nach israelischen Zeitungsberichten handelte es sich in einem Fall um den Flug einer Frachtmaschine, die mehr als hundert israelische Militärangehörige zu einem Besuch nach Auschwitz bringen sollte. Nachdem die Türken bei der in solchen Fällen üblichen Anfrage die Genehmigung zum Durchflug verweigerten, musste der Jet vom Typ Boeing 707 eine andere Route von Israel nach Polen wählen. Der Flug soll unmittelbar nach dem Angriff auf die Gaza-Flotte von den Türken abgelehnt worden sein. Über den anderen abgewiesenen Flug lagen zunächst keine Einzelheiten vor.

Erdogan nutzte ein Gespräch mit US-Präsident Barack Obama, um die türkische Sicht der Dinge zu verdeutlichen. Nach türkischen Presseberichten bekräftigte Erdogan die Forderung nach einer Entschuldigung Israels und nach Entschädigungszahlungen an die Hinterbliebenen der Opfer. Erdogan berichtete Obama unter anderem, Autopsieberichte hätten ergeben, dass die neun Todesopfer der israelischen Militäraktion auf dem Gaza-Schiff „Mavi Marmara“ von insgesamt mehr als 30 Schüssen getroffen worden seien.

Die US-Regierung ist wegen der Spannungen zwischen ihren beiden wichtigsten Verbündeten in der Nahost-Region besorgt und hat in den vergangenen Wochen versucht, die Wogen zu glätten. Israel hat inzwischen eine Erleichterung der Blockade gegen den Gaza-Streifen eingeleitet, lehnt eine Entschuldigung für den Einsatz gegen die Gaza-Schiffe aber ab.

Trotz aller Kritik an Israel hat die Türkei deutlich demacht, dass wichtige Bereiche der militärischen Zusammenarbeit, besonders im Rüstungsbereich, nicht unter der Krise leiden sollten. So erwartet die Ankara die Lieferung unbemannter israelischer Spionageflugzeuge, die im Kampf gegen die PKK-Kurdenrebellen eingesetzt werden sollen.

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