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Kongo-Einsatz: "Wir gehen hier nicht in den Krieg"

Der Kongo wird zum Testfall für die Bundeswehr in Afrika. Zweifel, dass die Mission bis zum Jahresende abgeschlossen sein wird, bleiben.

Kinshasa - Die Aufgabe scheint kaum zu bewältigen: Gerade einmal 280 Soldaten der Bundeswehr sollen im Kongo zusammen mit 800 weiteren EU-Soldaten in den kommenden vier Monaten helfen, die ersten freien Wahlen in dem zentralafrikanischen Land seit 45 Jahren abzusichern. In einem Land, das in etwa so groß ist wie Westeuropa. Generalleutnant Karlheinz Viereck, der die europäischen Truppen im Kongo von Potsdam aus führen wird, umschreibt den Anspruch: Die kongolesischen Menschen sollen erleben, "dass Eufor für sie da ist."

In der Hauptstadt Kinshasa wird derweil gehämmert, geschraubt und das deutsche Lager am Flughafen N'Dolo aufgebaut. Die Kongolesen haben Vorbehalte gegen die Europäer und ihre Mission. "Wichtig ist, dass sie nicht eine neue Kabila-Unterstützung werden", sagt der 33-jährige Patric, der wie viele im Land große Hoffnung in die Wahlen setzt und dem amtierenden Präsidenten Joseph Kabila misstraut. Das "Kabila-System" steht aus Sicht vieler Kongolesen für Korruption, politische Gefangene und eine anhaltende wirtschaftliche Misere.

In den Straßen der Hauptstadt ist Kabila omnipräsent. Fast jede große Plakatwand schmückt sein Konterfei und das Versprechen, Kongo nach jahrelangem Bürgerkrieg zu einen und wirtschaftlich wieder aufzubauen. "Er wird Kongo verkaufen", glauben indes viele Kongolesen - und erleben einen enormen Druck auf die Opposition. Immer wieder werden Demonstrationen von der Polizei brutal aufgelöst.

Deutsche Soldaten müssen gegen Vorurteile kämpfen

Den Deutschen schlägt das Vorurteil entgegen, sie seien Teil von Kabilas "Wahlkampfmaschine". Deshalb muss die Bundeswehr vor allem Aufklärungsarbeit leisten. Im Mittelpunkt stehe die Frage, "was tun wir hier, was ist unser Mandat", umreißt Oberstleutnant Peter Fuss die komplizierte Aufgabe. Eine Informationskampagne auf der Straße wird durch regelmäßige Pressekonferenzen im neuen Lager am Stadtflughafen ergänzt.

"Die Menschen sollen selbst sehen, dass wir hier keine Fallschirmjäger haben, die am Maschinengewehr liegen, oder gar einsatzbereite Panzer", betont Fuss. Das Mandat der EU-Truppe "Eufor RD Congo" laute, Unterstützung der UN-Blauhelmtruppe "Monuc", damit am 30. Juli freie und faire Wahlen stattfinden können. Deshalb sind auch die deutschen Fallschirmjäger nicht in Kinshasa stationiert, sondern stehen rund 900 Kilometer entfernt im Gabun in Bereitschaft. Für Patric und seine Freunde ist das ein Problem. "Wenn Kabila gewinnt", sagt er voraus, "wird es neue Kämpfe geben".

"Die Lage ist momentan ruhig, aber nicht stabil"

Bei der Bundeswehr möchte an ein solches Szenario lieber keiner denken. "Die Lage ist momentan ruhig, aber nicht stabil", sagt Oberstleutnant Fuss - und hofft wie alle deutschen Soldaten darauf, dass es auch so bleibt. Schließlich wurden nur wenige europäische Soldaten für die Kongo-Mission bereitgestellt - für ein Land, das so groß ist wie Westeuropa.

Dennoch widerspricht der Oberstleutnant der Kritik in Deutschland, dass dieser Einsatz mit so wenigen Soldaten nur eine "Show" sei. Gerade diese "Bescheidenheit", nur 280 deutsche Soldaten direkt in den Kongo zu entsenden, zeige den defensiven Auftrag: "Wir gehen hier nicht in den Krieg."

Einen Zweifel können alle Beteuerungen aber nicht beseitigen: Dass dieser Militäreinsatz bis Jahresende abgeschlossen sein kann. "Dieses Mandat ist in vier Monaten beendet", sagen EU-Militärs - mit der Betonung auf "dieses Mandat". Denn sie wissen nach einigen Wochen Kongo genauso wie die Planer in Brüssel, dass ein "Nachfolgemandat" wohl notwendig werden dürfte. (tso/ddp)

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