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Kongo

© dpa

Kongo-Konflikt: Kongolesen richten Hilferuf an Weltgemeinschaft

Sie hätten so Schlimmes erlebt wie nie zuvor: Angesichts der Kriegsgräuel im Ost-Kongo haben sich 44 Gruppen aus Gemeinden in der umkämpften Region in einem verzweifelten Hilferuf an die Weltgemeinschaft gewandt.

Wie ein Korrespondent des britischen Senders BBC am Mittwoch aus der Krisenregion berichtete, bitten die Gruppen in ihrem Hilferuf um die Entsendung von europäischen Soldaten, um die Gewalt zu beenden. Sie hätten so Schlimmes erlebt wie nie zuvor, heißt es in dem Appell. Dazu gehörten Massenerschießungen von Zivilisten.

"Wir wissen nicht mehr, zu welchem Heiligen wir beten sollen. Wir sind dem Tode geweiht. (...) Wir sind aufgegeben worden", heißt es weiter. Zu den Unterzeichnern gehören Frauenorganisationen oder auch kirchliche Gruppen. Am Vortag hatte Bundespräsident Horst Köhler angesichts der humanitären Tragödie im Ost-Kongo die europäischen Staaten zu einem Militäreinsatz in der Region aufgefordert. Es könne nicht sein, dass im Rahmen eines UN-Mandats im Prinzip nur die Entwicklungsländer und die Afrikaner mit Truppen vor Ort seien.

Nach den jüngsten heftigen Kämpfen begannen die Rebellen damit, sich von einigen Positionen zurückzuziehen. "Gestern Abend haben sie mit dem Abzug begonnen", sagte der Militärsprecher Jean-Paul Dietrich der UN-Friedensmission im Kongo (MONUC). Die Truppen von Rebellengeneral Laurent Nkunda, die mittlerweile weite Teile des Ost-Kongos kontrollieren, hatten am Dienstag zugesagt, sich an zwei Fronten - um die Städte Kanyabayonga und Kiwanja in der Provinz Nord-Kivu nördlich der Provinzhauptstadt Goma - um 40 Kilometer zurückziehen, um einen Korridor für Flüchtlinge zu schaffen. UN-Truppen sollten die Korridore sichern.

Nkunda tut Massaker seiner Soldaten ab

Nkunda kündigte gleichzeitig an, seine Macht auf das gesamte Land ausweiten zu wollen. Unter seiner Führung werde der Kongo für Afrika in fünf Jahren im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen sitzen, sagte er der Wochenzeitung "Die Zeit". Der kongolesischen Regierung warf Nkunda Versagen vor. Massaker seiner Soldaten tat der General ab. "Ich kann nicht ausschließen, dass manchmal Zivilisten umkamen, vielleicht sind sie ins Kreuzfeuer geraten", sagte er. Sowohl die Rebellen wie auch Regierungssoldaten sind bezichtigt worden, Plünderungen, Vergewaltigungen und Massaker begangen zu haben.

Der UN-Sonderbeauftragte Alan Doss sagte am Dienstagabend in einer Telefonkonferenz zwischen Kinshasa und New York, er hoffe, dass der Weltsicherheitsrat schnellstmöglich grünes Licht für eine Verstärkung der UN-Friedenstruppe in der Krisenregion gebe. Frankreich hat dem Sicherheitsrat einen Antrag vorgelegt, nach dem die etwa 17.000 Mann starke UN-Friedenstruppe MONUC um gut 3000 Soldaten aufgestockt werden soll. Wann über die Resolution entschieden wird, war noch offen. Doss sagte, auch nach dem Votum könne es noch Wochen, wenn nicht Monate dauern, bis die Kräfte wirklich einsatzbereit seien. Besonders angespannt sei die Lage nördlich von Goma. Dort seien durch neue Kämpfe erst kürzlich 20.000 bis 25.000 Menschen aus ihrer Heimat vertrieben worden. (sba/dpa)

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