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Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel.

© Wolfgang Kumm/dpa

Kontingente für Flüchtlinge: Wie Sigmar Gabriel die Koalition gerettet hat

Sigmar Gabriel will Kontingente für Flüchtlinge einführen. Damit wäre nicht nur die Koalition, sondern auch die europäische Idee fürs Erste gerettet. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Fast unbemerkt hat Sigmar Gabriel mal eben die Koalition gerettet. Und Angela Merkel dazu. Wenn die sich von ihm retten lassen will. Indem der Vizekanzler und SPD-Chef fürs nächste Jahr einen „Neustart“ in der Flüchtlingspolitik ankündigt, eröffnet er der Kanzlerin wie auch ihrem ärgsten Widersacher Horst Seehofer, dem Vorsitzenden der Schwesterpartei CSU, die Möglichkeit, wieder zu einer Union zurück zu finden. Neustart – das Wort ist nahezu ideal in seiner Interpretationsfähigkeit. Wirklich alle können hineinlesen, was sie wollen. In Tat und Wahrheit bedeutet es: Kontingente für Flüchtlinge.

Die hat Gabriel bereits vor vielen Wochen gefordert, nur hat ihm keiner so richtig zugehört. Inzwischen nimmt (fast) jeder die Urheberschaft dieser Idee für sich in Anspruch. Aber es wäre schon besser gewesen, das früher zu diskutieren, denn darin ist gleichsam die Verwürfelung des Balls zu finden: Die Kontingentlösung ist anständig gegenüber den Schutzsuchenden und angemessen gegenüber den Aufnehmenden. Nimmt Deutschland im nächsten Jahr, sagen wir, 750.000 Menschen auf, müssen die anderen zwangsläufig auf die große Solidargemeinschaft Europa verteilt werden. Und wenn das gelingt, ist auch die europäische Idee fürs Erste gerettet.

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