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Konvertit: Abdul Rahman in Italien eingetroffen

Der zum Christentum übergetretene Afghane Abdul Rahman hat nach seiner Freilassung Kabul verlassen und ist in Italien eingetroffen, wo er Asyl erhält. Das gab der italienische Ministerpräsident Berlusconi am Abend in Rom bekannt.

Rom - Über den Aufenthaltsort Rahmans, dem in Afghanistan die Todesstrafe drohte, herrsche strengste Geheimhaltung, fügte Silvio Berlusconi hinzu. Auch das Saarland hatte dem Afghanen, der lange Jahre in Deutschland gelebt hatte, Asyl angeboten.

Wann genau Rahman in Italien eintraf, war unklar. Berlusconi sagte: «Ich glaube, er ist schon vergangene Nacht angekommen.» Erst wenige Stunden zuvor hatte die italienische Botschaft in Kabul mitgeteilt, Rahman sei nach Italien abgeflogen. Außenminister Gianfranco Fini betonte: «Die Autoritäten in Kabul haben die Ausreise des afghanischen Bürgers angeordnet, er ist schon Gast in unserem Land.»

Aus Sicherheitsgründen wurde nichts über den Aufenthaltsort Rahmans bekannt. Er stehe unter dem Schutz des Innenministeriums, hieß es in Rom. «Ich bin froh über den glücklichen Ausgang dieser Angelegenheit, die die ganze Welt in Alarm versetzt hat», sagte Fini.

Noch am Mittwoch war es in Kabul zu Spannungen gekommen. Parlamentssprecher Junus Kanuni sagte am Mittwoch in der afghanischen Hauptstadt, die Freilassung Rahmans aus der Haft habe gegen geltende Gesetze verstoßen. Abgeordnete forderten, der Konvertit dürfe sein Heimatland nicht verlassen. Die Parlamentarierin Safia Seddiqi sagte der dpa: «Die meisten Abgeordneten bestehen auf einer Hinrichtung (Rahmans), weil er nach unserer Religion nicht am Leben sein sollte.»

Nach massivem Druck aus dem Westen war der wegen Abfalls vom islamischen Glauben mit der Todesstrafe bedrohte Rahman am Montagabend aus einem Kabuler Hochsicherheitsgefängnis entlassen worden. Er hatte unmittelbar nach seiner Entlassung aus der Untersuchungshaft über die Vereinten Nationen um Asyl in einem Land außerhalb Afghanistans gebeten.

Merkel erleichtert über Freilassung

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) äußerte sich am Mittwoch erleichtert über die Freilassung Rahmans. Im Bundestag dankte sie allen, die dies ermöglicht haben. Kanuni sagte, das afghanische Parlament wolle vom Verfassungsgericht und dem Generalstaatsanwalt Auskunft darüber, warum Rahman aus dem Gefängnis entlassen wurde. Abgeordnete würden außerdem auf das Innenministerium einwirken, Rahmans Ausreise zu verhindern.

Das italienische Kabinett hatte am Mittwoch dem Vorschlag zugestimmt, Rahman Asyl zu gewähren. Außenminister Fini hatte bereits am Dienstag erklärt, sein Land wolle Rahman aufnehmen.

Der afghanische Vize-Generalstaatsanwalt Mohammed Eschak Aloko hatte am Dienstag gesagt, Rahman gelte zunächst als unzurechnungsfähig. Sollten weitere Untersuchungen ergeben, dass Rahman doch zurechnungsfähig ist, könnten die afghanischen Behörden ihn nach einer Ausreise in ein anderes Land «durch Interpol wieder nach Afghanistan bringen» lassen und erneut vor Gericht stellen. Beobachter halten das allerdings für ausgeschlossen.

Unter anderem Deutschland, Italien, die EU und die USA hatten die afghanische Regierung gedrängt, für eine Rettung des 40-Jährigen zu sorgen. Auch Papst Benedikt XVI. hatte um Gnade für den Konvertiten gebeten. Rahman weigert sich, wie von der Staatsanwaltschaft ursprünglich gefordert zum Islam zurückzukehren. Er lebte vor seiner Rückkehr nach Afghanistan in Deutschland und in Belgien. Für den Fall einer Hinrichtung Rahmans hatten deutsche Politiker die Hilfe der Bundesrepublik für Afghanistan in Frage gestellt.

Nach der Scharia, der islamischen Rechtsordnung, auf der das afghanische Rechtssystem basiert, steht auf den Abfall vom islamischen Glauben die Todesstrafe. Das gilt aber nur, wenn der Konvertit im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte ist.

(tso/dpa)

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