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Kopenhagen: Die Rettung der Welt wird verschoben

Klimagipfel in Kopenhagen: Nachts kam das Desaster. In einem Jahr soll es in Mexiko ein neuer Anlauf für ein Abkommen geben.

Nach einer dramatischen Nachtsitzung hat der Weltklimagipfel in Kopenhagen mit einem Minimalkonsens geendet. Bis tief in die Nacht auf Samstag hatten 25 wichtige Staats- und Regierungschefs aus allen Regionen der Welt an einer Gipfelerklärung gearbeitet, die den kleinsten gemeinsamen Nenner der zwei größten Treibhausgasemittenten China und USA aber auch Indien repräsentiert. Doch im Plenum des Weltklimagipfels wäre das Papier beinahe komplett gescheitert. Schließlich nahm der Gipfel den Kompromiss der Regierungschefs zumindest noch „zur Kenntnis“. Damit kann aber zumindest bei einem Zwischengipfel in Bonn im Sommer 2010 und dann beim 16. Weltklimagipfel in Mexiko über das Papier beraten werden. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon bezeichnete die Verhandlungen als „sehr komplex“. Der Beschluss sei ein „wichtiger erster Schritt“.

Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) zeigte sich enttäuscht über Ergebnis und Verlauf des Kopenhagener Gipfels, der eigentlich einen neuen Weltklimavertrag hätte bringen sollen. Röttgen bezeichnete das Kompromisspapier als „nicht, was wir uns gewünscht haben, aber, was erreicht werden konnte“. Der Chef des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung, Hans-Joachim Schellnhuber, sagte dem Tagesspiegel: „Wir müssen trotz aller Enttäuschung den Blick nach vorn richten.“ Zumindest mache der Kompromiss mit der Nennung des Ziels, die globale Erwärmung unter zwei Grad des vorindustriellen Niveaus zu halten, die Wissenschaft zur Richtschnur des Handelns. Allerdings kritisierte Schellnhuber, dass diese Erkenntnis sich nicht in den Zielvorgaben für die Emissionsminderung von Industrie- und Entwicklungsländern niedergeschlagen habe.

Der Chef des UN-Umweltprogramms Achim Steiner meinte: „Es war nicht der erhoffte Durchbruch, aber auch kein Zusammenbruch.“ Sollte das von den Industrieländern zugesagte Geld für die Bewältigung von Klimafolgen in Entwicklungsländern „schnell und in dem versprochenen Umfang fließen, wie das vereinbart wurde, könnte sich daraus eine neue Phase klimapolitischer Zusammenarbeit ergeben“.

Umweltschützer kritisierten das Gipfelergebnis, aber auch die Gipfelpräsidentschaft des dänischen Premierministers Lars Loekke Rasmussen scharf. Martin Kaiser von Greenpeace sagte: „Der Gipfel ist gescheitert.“ Der neue Greenpeace- Chef Kumi Naidoo kündigte nach dem Gipfel in Kopenhagen an, seine Organisation werde angesichts der realen Gefahren des Klimawandels wieder mehr auf „zivilen Ungehorsam“ setzen. Der Vorsitzende des BUND, Hubert Weiger, machte die Blockadehaltung der USA und Chinas für das Scheitern verantwortlich. Auch Röttgen warf China eine Mitschuld vor. So habe China verhindert, dass sich Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit ihrem Vorschlag durchsetzte, die Industrieländer sollten sich einseitig dazu verpflichten, ihre Treibhausgasemissionen bis 2050 um 80 Prozent zu senken. China verweigerte nach Röttgens Angaben dazu die Zustimmung. SPD-Chef Sigmar Gabriel hat das Scheitern des Weltklimagipfels als Schande für die Staats- und Regierungschefs bezeichnet. Der Verzicht auf Klimaschutz sei viel teurer als Investitionen in den Klimaschutz, sagte der frühere Bundesumweltminister.

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