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Politik: Koreas Kalter Krieg

50 Jahre nach dem Waffenstillstand ist Frieden nicht in Sicht

Es ist, als sei der Krieg erst gestern gewesen. Besucher in Nordkorea haben das Gefühl, durch ein Land in ständiger militärischer Alarmbereitschaft zu reisen. Propagandaposter auf Plätzen und Berichte in den Staatsmedien mahnen die Menschen zu ständiger Wachsamkeit vor dem „imperialistischen Feind“. Auf der koreanischen Halbinsel herrscht der Kalte Krieg. Entlang der Demarkationslinie am 38. Breitengrad – dort, wo an diesem Sonntag vor 50 Jahren die Teilung des Landes besiegelt wurde – stehen sich zwei hochgerüstete Armeen gegenüber, darunter 37 000 Soldaten der US-Armee auf der Seite des Südens. Das Gefahrenpotenzial ist enorm: In einem neuen Koreakrieg würden mindestens eine Millionen Menschen sterben, schätzen Experten. Nordkoreas Artillerie könnte im Ernstfall 500 000 Bomben pro Stunde auf Südkoreas Hauptstadt Seoul niedergehen lassen.

Trotz der Gefahr kam es entlang der Demarkationslinie immer wieder zu Zwischenfällen. 1968 versuchten nordkoreanische Agenten, in Seoul den Präsidentenpalast zu stürmen – 100 Menschen starben. 1999 kam es auf hoher See zu einem tödlichen Gefecht zwischen Kriegsschiffen des Nordens und des Südens, bei dem vermutlich 80 Menschen starben. Manche der Zwischenfälle waren Pannen der nordkoreanischen Spionage, andere wurden von dem Regime offenbar bewusst provoziert. Nordkoreas Regime braucht den Feind von außen, um von den Problemen im Inneren abzulenken. Der Diktator Kim Jong Il steht mit dem Rücken zur Wand. Sein Land ist politisch isoliert.

Kims letzte Karte ist ein Atomprogramm, mit dem er das Ausland erpresst. Der Diktator hofft auf direkte Verhandlungen mit den USA. Als Gegenleistung für eine Aufgabe seiner Atompläne fordert er finanzielle Hilfe und eine Nichtangriffsgarantie der USA. Washington lehnt dies bisher ab. Nach eigenen Angaben hat Nordkorea die Wiederaufbereitung von 8000 bisher eingelagerten Brennstäben abgeschlossen – der erste Schritt zum Bau von Atombomben. Nach einem halben Jahrhundert wächst in Korea wieder die Kriegsgefahr.

Harald Maass[Peking]

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