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Korsika: Streit im Mutterland der Menschenrechte

Auf Frankreichs Ferieninsel Korsika landen 124 Flüchtlinge – Menschenrechtler befürchten ihre Abschiebung.

Berlin - Nach der Ankunft von 123 Flüchtlingen auf der französischen Mittelmeerinsel Korsika ist im Mutterland der Menschenrechte ein Streit über den Umgang mit den Migranten ausgebrochen. Das UN-Hochkommissariat für Flüchtlinge forderte die Regierung in Paris auf, den Migranten faire Asylverfahren zu gewähren. Am Freitag waren die Flüchtlinge, darunter 67 Frauen, Kinder und Babys, auf einem Strand in der Nähe von Bonifacio im Süden Korsikas entdeckt worden. Während die Bilder von Gestrandeten vor den Küsten Italiens, Maltas, Spaniens und Griechenlands nichts Ungewöhnliches sind, war es auf Korsika bislang nicht zur Ankunft einer derart großen Flüchtlingsgruppe gekommen.

Die französischen Behörden gehen davon aus, dass die Flüchtlinge – vermutlich syrische Kurden oder Nordafrikaner – mithilfe von Schleppern nach Korsika gelangten. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft in der korsischen Hauptstadt Ajaccio kamen sie möglicherweise auf einem ukrainischen Frachter nach Frankreich. Den Angaben zufolge wollten die Flüchtlinge nicht dort bleiben, sondern ihre Reise nach Skandinavien fortsetzen, um hier Arbeit zu suchen.

Der Pariser Immigrationsminister Eric Besson teilte am Sonntag mit, dass der Großteil der Erwachsenen unter den Flüchtlingen einen Asylantrag gestellt habe. Allerdings wandte sich der Minister gemeinsam mit dem Sprecher der Regierungspartei UMP, Frédéric Lefebvre, entschieden dagegen, dass Korsika künftig zum Fluchtpunkt für Migranten werde. Besson verlangte, dass sich die EU während der gegenwärtigen spanischen Präsidentschaft auf einem Krisengipfel mit dem Thema auseinandersetzen müsse. Nach der Vorstellung von Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy sollen illegale Einwanderer noch auf hoher See abgefangen und wieder zurückgeschickt werden.

Menschenrechtler befürchten, dass Frankreich die auf der Ferieninsel gelandeten Flüchtlinge möglichst schnell wieder loswerden will. Am Wochenende wurden sie auf dem französischen Festland in Abschiebelagern, „Centres de rétention administrative“ (CRA), untergebracht. Zahlreiche französische Menschenrechtsgruppen kritisierten, dass die Flüchtlinge dort mit beschleunigten Asylverfahren und daher auch mit Abschiebungen zu rechnen hätten.Albrecht Meier

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