zum Hauptinhalt

Politik: Krach um Süssmuth

Rot-grüner Präsidentenvorschlag bringt die Opposition auf

Von Robert Birnbaum

Dass Angela Merkel sauer ist, ist gelegentlich vorgekommen. Selten aber, dass sie es öffentlich zeigt. „Perfide“ nennt die CDU-Chefin die rot-grüne Idee, Rita Süssmuth als Bundespräsidentenkandidatin zu benennen. Natürlich formuliert Merkel das nicht direkt, den Namen Süssmuth nennt sie gar nicht, es geht vordergründig in dem N-24-Fernsehinterview nur um einen Kommentar zu Gerhard Schröders Präferenz für eine Frau im höchsten Staatsamt. Das sei, zürnt die CDU-Frau, „eine besonders perfide Form der Nicht-Gleichbehandlung“. Der Kanzler habe viele Gelegenheiten ungenutzt verstreichen lassen, Frauen in führende Ämter zu befördern. Stattdessen missbrauche er „die Frauenfrage als taktische Frage“.

Merkels Empörung hat einen nachvollziehbaren Grund. Würde die Koalition die einstige CDU-Bundesministerin und Ehrenvorsitzende der CDU-Frauenunion tatsächlich benennen – und dass Süssmuth sich benennen ließe, daran herrscht kein Zweifel –, würde das zumindest für einiges Durcheinander in den Reihen der Union sorgen.

Sabine Leutheusser-Schnarrenberger ist auch sauer. Die FDP-Spitzenkandidatin in Bayern allerdings nennt den Namen Süssmuth ganz ausdrücklich: Ein „widerliches Spielchen“ sei das, sagte die frühere Bundesjustizministerin dem „Kölner Stadtanzeiger“. Leutheussers Empörung hat ebenfalls einen nachvollziehbaren Grund. Die Vorzeige-Linke der FDP ist ohne eigenes Zutun in den Geruch gekommen, sie könnte bei jemand wie Süssmuth ihr Kreuz machen und damit eine Präsidenten-Einheitsfront von CDU, CSU und FDP durchlöchern.

Renate Schmidt hingegen ist begeistert. Süssmuth, lobt die Familienministerin in der „Stuttgarter Zeitung“, genieße Akzeptanz in weiten Teilen der Bevölkerung und habe „ein großes Maß an Erfahrung, auch überparteilich zu agieren“. Schmidt war selbst als – mangels Mehrheit aussichtslose – SPD-Bewerberin genannt worden. Ihr Lob hat also auch einen nachvollziehbaren Grund.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false