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Kämpferisch: Die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer beim Deutschlandtag der Jungen Union.

© Harald Tittel/dpa

Kramp-Karrenbauer: Die unter Druck aus der Deckung kommt

Mit Hochspannung war der Auftritt der CDU-Chefin auf dem Deutschlandtag der JU erwartet worden. Dann wurde AKK bejubelt. Rettet sie das nun? Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Hans Monath

Sie hat sich gestellt, und sie hat keinen Boden verloren. Selten stand eine Parteichefin oder ein Parteichef vor einem Auftritt vor der eigenen Jugendorganisation so unter Druck wie Annegret Kramp-Karrenbauer auf dem Deutschlandtag der Jungen Union (JU) in Saarbrücken.

Nicht nur, dass das Murren in der Union über ihre Fehler, Unterlassungen und Ungeschicklichkeiten zuletzt so laut geworden war, dass ihre Autorität Schaden nahm. Es war noch mehr: Nur 36 Stunden vor ihrer Rede hatte eine satte Mehrheit der Delegierten ihr offen das Misstrauen ausgesprochen, indem sie für eine Urwahl der oder des Kanzlerkandidaten stimmten.

Die Verteidigungsministerin konnte das gar nicht missverstehen. Denn der erste Zugriff auf die Kanzlerkandidatur, das gilt in jeder Volkspartei, steht der Parteichefin oder dem Parteichef zu. Du hast es nicht mehr selbst in der Hand, lautete deshalb die Botschaft an die CDU-Vorsitzende, an deren Eignung für das Regierungsamt viele zweifeln.

Ob die Urwahl nun kommt, müssen Parteitage von CDU und CSU entscheiden. Aber eine freundliche Vorbereitung des AKK-Auftritts hätte anders ausgesehen. Zumal ihre innerparteilichen Konkurrenten Friedrich Merz und Jens Spahn in Saarbrücken bejubelt wurden.

Das alles wusste Kramp-Karrenbauer, als sie vor die Delegierten trat. Schon wie sie ihre Rede hielt, signalisierte, dass sich hier jemand nicht versteckte, sondern ins Freie strebte. Anders als die Vorredner verschanzte sich die CDU-Chefin nicht hinter dem Rednerpult, sondern präsentierte sich alleine mit dem Mikrofon dem Saal.

Erst ein Stoppsignal für die Parteichefin, dann Jubel: Annegret Kramp-Karrenbauer beim Deutschlandtag der Jungen Union.
Erst ein Stoppsignal für die Parteichefin, dann Jubel: Annegret Kramp-Karrenbauer beim Deutschlandtag der Jungen Union.

© Harald tittel/dpa

Auf den Beschluss zur Urwahl, die sie ablehnt, ging sie mit keinem Wort ein. Trotzdem lautete ihre Botschaft: Ich bin nicht erschüttert und auch nicht eingeschüchtert. Geschickt umwarb sie den Nachwuchs, schaffte es auch, aus ihrer Rolle als Verteidigungsministerin politisches Gewicht abzuleiten.

Und siehe da: Die Delegierten, die zuvor ihre Opponenten gefeiert und ihr ein Stoppschild vor die Nase geknallt hatten, feierten nun auch sie. Die Spannung zwischen ihr auf der einen, der JU und Teilen der CDU auf der anderen Seite ist nicht aufgelöst, höchstens eingedämmt. AKK ist noch nicht auf sicherem Terrain. Aber sie hat Punkte gemacht und Zeit gewonnen. Die Frage bleibt: Kann sie sie die nutzen, um zu zeigen, dass sie tatsächlich führen kann?

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