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Oft unrentabel. Jedem sechsten Krankenhaus in Deutschland droht mittlerweile die Pleite.

© dpa

Krankenhäuser in Deutschland: Jeder sechsten Klinik droht die Pleite

Zu wenig Investitionen und kein Mut, unrentable Häuser zu schließen: Eine aktuelle Analyse zeichnet ein desolates Bild der deutschen Kliniklandschaft. Nur in Ostdeutschland gibt es kaum Probleme.

Jedem sechsten Krankenhaus in Deutschland droht die Pleite, jedes dritte schreibt rote Zahlen und fast jedes zweite kann nicht genug investieren. Das ist das Ergebnis des aktuellen Krankenhaus-Rating-Reports, der am Donnerstag beim Berliner Hauptstadtkongress vorgestellt wurde. Demnach hat sich die Insolvenzwahrscheinlichkeit deutscher Kliniken im Jahr 2013 zum vierten Mal in Folge verschlechtert. Einziger Lichtblick: Die durchschnittliche Ertragslage der rund 2000 Häuser besserte sich ein wenig. Ihre durchschnittliche Umsatzrendite stieg von 0,7 auf 1,4 Prozent.

Investitionsstau von zwölf Milliarden Euro

Die Autoren der Studie diagnostizierten zwei große Problembereiche. Zum einen stießen sie auf einen Investitionsstau von mittlerweile „mindestens zwölf Milliarden Euro“, den die Bundesländer zu verantworten haben. Dieses Geld fehle den Kliniken, um ihre Patienten optimal zu versorgen, sagte der Gesundheitsökonom Sebastian Krolop. Zum andern könne sich nach wie vor kaum eine Kommune zur Schließung ihres unrentablen Krankenhauses durchringen, obwohl dadurch „die Versorgungssicherheit in kaum einer Region gefährdet würde“.

Beide Probleme hat die Koalition mit ihrer Krankenhausreform anzugehen versprochen, die just einen Tag vorher vom Kabinett verabschiedet wurde. Doch der Gesetzentwurf belegt, dass sich die Länder vom Bund keineswegs in ihre Planungshoheit hineinreden oder auch bloß zu mehr Investitionen verdonnern lassen. Der Studie zufolge beträgt der jährliche Investitionsbedarf im Schnitt 5,3 Milliarden Euro. Derzeit kommen die Länder lediglich auf die Hälfte.

"Bad Bank" für die Abwicklung unrentabler Häuser

Daneben macht der neue Rating-Report aber auch deutlich, dass der „Strukturfonds“, mit dem Länder und Kommunen künftig zum Ab- und Umbau überflüssiger Kliniken ermuntert werden sollen, hinten und vorne nicht reichen wird. Nach den Berechnungen der Autoren müsste eine „Bad Bank“, die sie zur Abwicklung dieser Häuser vorschlagen, für Abriss oder Umwidmung der Immobilien sowie die dazugehörigen Sozialpläne mit 2,7 Milliarden Euro ausgestattet sein und unabhängig von den Ländern agieren können. Im Entwurf von Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) ist gerade mal eine Milliarde vorgesehen, und nur die Hälfte davon soll der Bund aufbringen.

Besonders ungünstig sind die Strukturen der Analyse zufolge in Niedersachsen, Bremen, Baden-Württemberg, Bayern und Hessen. Hier gebe es zu viele kleine Einheiten, eine zu hohe Klinikdichte und zu wenig Spezialisierung. Dagegen trügen die Strukturanpassungen der 90er Jahre in Ostdeutschland Früchte. Dort seien fast 90 Prozent der Kliniken wirtschaftlich erfolgreich.

In Ostdeutschland stehen die Kliniken viel besser da

Das betrifft auch die kommunalen Kliniken, die anderswo die großen Sorgenkinder sind. In Ostdeutschland liegt deren Insolvenzwahrscheinlichkeit gerade mal bei 1,7 Prozent. In Westdeutschland dagegen droht mit 35,6 Prozent mehr als jedem dritten öffentlich-rechtlichem Krankenhaus die Pleite.

Selbst mit privat betriebenen Kliniken können die kommunalen Krankenhäuser im Osten mithalten. Der Studie zufolge geht nämlich bundesweit auch bei 5,1 Prozent der privaten Träger das Gespenst der Insolvenz um. Von den öffentlich-rechtlichen seien 29 Prozent, von den freigemeinnützigen (kirchlichen) 14 Prozent gefährdet.

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