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Krankenkassen-Studie: Teilzeitjobs machen Männer krank

Angst um den Arbeitsplatz und Geldsorgen wirken auf männliche Beschäftigte schlimmer als Stress – auch wegen ihrer traditionellen Rollenbilder.

Von Teilzeitjobs und befristeter Beschäftigung sind Männer weit seltener betroffen als Frauen. Doch sie haben damit die größeren Probleme. Dies belegt die Techniker-Krankenkasse (TK) in ihrem aktuellen Gesundheitsreport, der am Dienstag in Berlin präsentiert wurde. Im Schnitt fehlte demnach im vergangenen Jahr jeder teilzeitbeschäftigte Mann 1,9 Tage wegen psychischer Probleme. Bei Vollzeitkräften waren es nur 1,4 Tage. Und die Menge der verschriebenen Antidepressiva liegt um 53 Prozent über der von Vollzeitbeschäftigten. Bei Frauen dagegen leiden eher die Vollzeitbeschäftigten unter psychischen Beschwerden.

Häufig würden die psychischen Probleme von Beschäftigten nur auf die Hektik in der Arbeitswelt zurückgeführt, sagte TK-Vorstandschef Jens Baas. Die Studie zeige aber, „dass es vor allem die Lebenssituation der Beschäftigten ist, die sie belastet“ – etwa die Sorge um den befristeten Arbeitsplatz oder Geldprobleme aufgrund von Teilzeit oder Leiharbeit. Dass Männer darunter stärker litten als Frauen, hänge wohl mit traditionellen Rollenmustern zusammen, mutmaßte TK-Psychologe Heiko Schulz. Vielfach verstünden sich Männer noch als die „Haupternährer der Familie“, was aber mit Teilzeitjobs und fehlender Perspektive in befristeter Beschäftigung schwierig sei. Zudem arbeiteten die meisten Männer „nicht freiwillig in Teilzeit, sondern weil ihnen nicht mehr angeboten wird“.

Der Report hat Arzneiverschreibungen und Fehlzeiten von 3,9 Millionen Mitgliedern ausgewertet und dabei erstmals auch deren Beschäftigungsverhältnisse mitberücksichtigt. Von den Frauen arbeiteten fast 40 Prozent in Teilzeit, von den Männern nur 7,4 Prozent.

Der Studie zufolge nehmen die Fehlzeiten durch psychische Erkrankungen weiter zu. Im Vergleich zu 2011 stiegen sie erneut um 5,7 Prozent. Im Schnitt kamen damit auf 100 Erwerbstätige 246 Fehltage wegen seelischer Störungen. 2006 waren es noch 144, der Anstieg beträgt 71 Prozent. Auch insgesamt stiegen die Fehlzeiten weiter – um 1,41 Prozent auf knappe 14,2 Tage pro Erwerbsperson. Am häufigsten krankgeschrieben waren Beschäftigte aus Mecklenburg-Vorpommern mit 17,5 Fehltagen. In Baden-Württemberg waren Berufstätige im Schnitt nur 11,6 Tage krank. Berlin und Brandenburg liegen mit 16,2 beziehungsweise 17,3 Fehltagen im oberen Viertel.

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