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Mitglied weiblich, Kassenvorstand männlich. Dabei ist der Frauenanteil in der Spitze der Allgemeinen Ortskrankenkassen noch verhältnismäßig hoch.

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Krankenkassen und Arztverbände: Grüne fordern Frauenquote für Gesundheitsgremien

Ob Vorstände von Krankenkassen oder Arztverbände: Die Entscheidungsgremien des Gesundheitswesens sind schwer männerdominiert. Die Grünen wollen das ändern.

Die Grünen fordern eine Frauenquote für die Entscheidungsgremien des Gesundheitswesens. Frauen seien in Führungspositionen der Krankenkassen und ihrer Verbände, den Organisationen von Ärzte- und Zahnärzteschaft sowie in weiteren Selbstverwaltungsgremien „stark unterrepräsentiert“, heißt es in einem Gesetzesantrag, der dem Tagesspiegel vorliegt und am Donnerstag im Bundestag diskutiert werden soll. Es sei „notwendig, die Wahrung der Interessen von weiblichen Versicherten und Beschäftigen im Gesundheitswesen auch durch eine angemessene Repräsentanz in den Führungsstrukturen der Selbstverwaltung sicherzustellen“.

Innungskrankenkassen fest in Männerhand

Beispiel Krankenkassen. Obwohl 70 Prozent aller Beschäftigten dort weiblich seien, fänden sich kaum Frauen in deren Vorständen. Bei den Innungskassen herrsche diesbezüglich völlig Fehlanzeige, so die Recherche der Grünen-Fraktion. Bei der größten Kassenart, den Ersatzkassen, liege der Frauenanteil im Vorstand bei knapp acht Prozent. Die Allgemeinen Ortskrankenkassen kämen auf elf, die Betriebskrankenkassen auf 21 Prozent.

In den Verwaltungsräten schwanke der Frauenanteil zwischen zehn (Innungskrankenkassen) und 36 Prozent (Ersatzkassen). Und im Verwaltungsrat des GKV-Spitzenverbands seien von den 52 Mitgliedern gerade mal acht weiblich.

Auch Kassenärztliche Vereinigungen meist "rein männlich" geführt

Ein noch größeres Missverhältnis bestehe bei Ärzten und Zahnärzten. Während die Medizin immer weiblicher wird, der Frauenanteils bei niedergelassenen Ärzten inzwischen bereits bei 45 Prozent und bei Zahnärzten bei 38,3 Prozent liegt, finde sich bei der Mehrheit der Kassenärztlichen und Kassenzahnärztlichen Vereinigungen in den Ländern kein weibliches Vorstandsmitglied.

Auch auf Bundesebene seien die Vorstände „rein männlich besetzt“.

Nachteile für Patientinnen

Das Gesundheitswesen brauche die Expertise und Erfahrung von Frauen, sagte die gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion im Bundestag, Kirsten Kappert-Gonther, dem Tagesspiegel. „Eine gerechte Repräsentanz von Frauen führt zu besseren Entscheidungen und zu einer besseren Gesundheitsversorgung.“ Schließlich wisse man, dass gemischtgeschlechtliche Teams besser arbeiteten. Dass Frauen bessere Überlebenschancen nach einer Herz- OP hätten, wenn sie von Frauen operiert würden. Und dass Patientinnen auch oft im Nachteil seien, weil sich medizinische Forschung auf Männer konzentriere.

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