zum Hauptinhalt

Politik: Krieg im Wohngebiet

Israels Armee im Gazastreifen zunehmend im Bodenkampf / Steinmeier: Waffenruhe rückt näher

Gaza-Stadt/Jerusalem - Auch mit direkten Angriffen von Kampfflugzeugen auf die Wohnungen von Hamas-Anführern hat Israel den Abschuss von Raketen aus dem Gazastreifen bislang nicht stoppen können. Militante Palästinenser schossen am Montag wieder mindestens vier Raketen auf den Süden Israels ab. Es gab zwar keine Verletzten, ein Wohnhaus in der Stadt Aschkelon wurde aber von einer Rakete voll getroffen.

Bei den Luftangriffen auf die Wohnungen in Gaza wurden mindestens sechs Palästinenser getötet oder erlagen ihren Verletzungen, die sie bei Kämpfen erlitten hatten. Die is raelische Infanterie steht am Rand der Stadt, in der rund 400 000 Bewohner eingeschlossen sind. Die israelischen Bodentruppen unternahmen am Sonntag ihre bislang tiefsten Vorstöße nach Gaza-Stadt. Israel hielt am Vormittag aber erneut drei Stunden lang eine Feuerpause im Gazastreifen ein. 165 Lastwagen mit humanitären Hilfsgütern durften in das umkämpfte Gebiet einfahren. Die Armee warf der Hamas vor, erneut mit Raketenangriffen gegen die Feuerpause verstoßen zu haben.

Da die Hamas-Kämpfer sich in Guerillataktik in den Wohngebieten der Städte versteckten, müssten die israelischen Truppen sie auch dort bekämpfen, sagte Armeesprecherin Avital Leibovich. Der israelische Geheimdienst Schin Bet berichtete dem Kabinett am Sonntag, Hamas-Anführer in Gaza seien zur Kapitu lation bereit. Öffentlich hat die radikal islamische Organisation geschworen, den Kampf gegen Israel fortzusetzen.

Die Wohngebiete in Gaza sind nach Angaben der israelischen Armee mit Sprengfallen übersät. In einigen Fällen seien Schaufensterpuppen an Wohnungstüren gestellt worden, die Hamas-Kämpfer darstellen und damit die israelischen Soldaten in die Irre führen sollten. Diese Puppen seien so manipuliert worden, dass sie explodierten, wenn sich ihnen Soldaten näherten. Es wird erwartet, dass die isra elische Führung in Kürze entscheidet, ob sie die seit dem 27. Dezember laufende Offensive in die dritte Phase überführt, in der die Armee dann größere Gebiete von Gaza besetzen würde. Dazu müsste sie auf Tausende von Reservisten zurückgreifen, die sie derzeit an der Grenze zum Gazastreifen zusammenzieht.

Israels Außenministerin Zippi Livni wollte sich nicht dazu äußern, ob die Offensive vor dem Abschluss steht. Sie sehe Fortschritte bei den Gesprächen über eine Waffenruhe, es gebe jedoch noch einige Probleme. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier, der am frühen Montagmorgen von einer zweitägigen Nahostfriedensmission nach Berlin zurückkehrte, sah gestiegene Chancen für ein Ende der Kämpfe. Seiner Ansicht nach könne eine „humanitäre Waffenruhe“ den Weg zu einem dauerhaften Waffenstillstand öffnen. Die Hamas sei zur Zusammenarbeit für jede Initiative bereit, die „die Aggression gegen unsere Menschen“ beende, sagte der hochrangige Hamas-Führer Ismail Hanija am Montag in einer aufgezeichneten Fernsehansprache. Als Bedingungen nannte der frühere Hamas-Ministerpräsident einen Abzug der israelischen Truppen und eine Öffnung aller Grenzübergänge. Die staatliche ägyptische Nachrichtenagentur Mena meldete am Montag unter Berufung auf einen Regierungsbeamten, ein Treffen des ägyptischen Geheimdienstchefs Omar Suleiman mit einer Hamas-Delegation am Sonntag in Kairo sei „positiv“ verlaufen.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat Israelis und Palästinenser aufgefordert, die Vorgaben der Vereinten Nationen zu respektieren und die Gewalt umgehend zu beenden. „Die (UN-)Resolution ist bindend. Alle Mitgliedsstaaten müssen sie befolgen“, sagte Ban am Montag in New York. „Es ist Zeit, Tod und Zerstörung zu stoppen.“Der UN-Menschenrechtsrat in Genf verurteilte am Montag die israelische Militäroffensive.

Unterdessen ist eine Caritas-Gesundheitsstation im Gazastreifen bei einem Angriff israelischer Kampfflugzeuge vollständig zerstört worden. Verletzt wurde den Angaben zufolge nach derzeitigem Stand niemand, wie das Hilfswerk am Montag in Freiburg mitteilte. Der Präsident des Deutschen Caritasverbandes, Peter Neher, verurteilte den Angriff und rief zu Spenden für Kriegsopfer auf. dpa/AP

Caritas international, Spendenkonto 202, Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 660 205 00. Diakonie Katastrophenhilfe, Spendenkonto 502 707, Postbank Stuttgart, BLZ 600 100 70.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false