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Ein Ziel der israelischen Gaza-Offensive war es, alle bekannten Tunnel zu zerstören. Das soll am Montag erreicht worden sein.

© Reuters

Update

Krieg in Nahost: Israel und Hamas stimmen dreitägiger Waffenruhe im Gazastreifen zu

Israel und palästinensische Vertreter haben sich nach ägyptischen Angaben auf eine dreitägige Feuerpause im Gazastreifen geeinigt. Israelische Streitkräfte haben alle bekannten Tunnel im Gazastreifen zerstört. Das Ziel, die Hamas zu entmachten und entwaffnen, ist aber nicht erreicht.

Nach den Palästinensern hat auch Israel einer von Ägypten vorgeschlagenen dreitägigen Feuerpause für den Gazastreifen zugestimmt. Israel werde die Waffenruhe ab Dienstag, 08.00 Uhr (Ortszeit, 07.00 Uhr MESZ) einhalten, sagte ein Regierungsvertreter am Montagabend in Jerusalem der Nachrichtenagentur AFP. Auch ein Sprecher der radikalislamischen Hamas bestätigte die Einigung. Nach Angaben Kairos sollen die Waffen für 72 Stunden schweigen, zugleich sollen in der ägyptischen Hauptstadt Verhandlungen über einen dauerhaften Waffenstillstand beginnen.

Der Abzug der meisten israelischen Bodentruppen aus dem Gazastreifen weckt zudem Hoffnungen auf ein baldiges Ende der blutigen Offensive. Mit der Zerstörung aller 31 im Grenzgebiet gefundenen Tunnel hat Israel zwar eines seiner Kriegsziele erreicht – nicht jedoch das Hauptziel, die Raketenangriffe auf israelische Ortschaften zu unterbinden. Ohne eine klare Entscheidung im Kräftemessen mit der Hamas und ohne Einigung auf eine dauerhafte Waffenruhe fürchten viele Beobachter in Israel nun einen langwierigen „Zermürbungskrieg“ mit der radikal-islamischen Organisation – vor allem mit einem Abtausch von Luftschlägen und Raketenangriffen.

Am Montag schwiegen die Waffen allerdings bis zum Nachmittag weitgehend. Mit einer einseitig ausgerufenen Waffenruhe wollte Israel die Lieferung humanitärer Güter in den Gazastreifen ermöglichen. Sie sollte es zudem ermöglichen, Leichen und Verletzte zu bergen. Allerdings sei am Montag ein achtjähriges Mädchen beim Beschuss eines Flüchtlingslagers getötet worden, teilte ein Sprecher des palästinensischen Gesundheitsministeriums mit. Ausgenommen war nach Medienberichten eine Region im Bereich Rafah im südlichen Gazastreifen, wo es noch Kämpfe gab. Eine Feuerpause am Freitag war nach kurzer Zeit wieder zusammengebrochen.

Die israelische Luftwaffe griff bis kurz vor der Waffenruhe Ziele im südlichen Gazastreifen an, wie eine Militärsprecherin bestätigte. Dabei gab es nach palästinensischen Berichten mehrere Tote. Bei einem Luftangriff in Dschabalija kam ein ranghoher Kommandeur der militanten Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad ums Leben. Eine israelische Armeesprecherin sagte, Danijal Mansur sei nach Geheimdienstinformationen für die Koordinierung von Raketenangriffen auf Israel zuständig gewesen. Allein am Sonntag hatten militante Palästinenser 120 Raketen auf Israel abgefeuert.

„Konsequenzen“ des Angriffs auf eine UN-Schule werden geprüft.

Beim Beschuss einer UN-Schule nahe Rafah waren am Sonntag zehn Menschen getötet worden, was weltweit Empörung und Kritik nach sich zog. Israels Militär gab zu, ein Ziel nahe einer UN-Schule beschossen zu haben. Gegolten habe der Angriff drei Militanten auf einem Motorrad, teilten die Streitkräfte am Sonntagabend mit. Die „Konsequenzen“ des Angriffs würden geprüft.

Im bisher verlustreichsten und am längsten andauernden Gaza-Krieg wurden nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums 1830 Palästinenser getötet und mehr als 9500 verletzt, rund zwei Drittel davon Zivilisten. Auf israelischer Seite starben 64 Soldaten und drei Zivilisten. Die UN warnten vor einer humanitären Katastrophe im Gazastreifen. Die Zerstörung des einzigen Elektrizitätswerks in der Küsten-Enklave und der Mangel an sauberem Wasser verschärften die Flüchtlingssituation dramatisch. Mehr als 254.000 der 1,8 Millionen Palästinenser hätten Zuflucht in einer der 90 UN-Unterkünfte gesucht.

Die Hamas-Führungsriege bleibt jedoch auch nach den Angriffen unangetastet. Die Organisation verfügt nach Schätzungen weiterhin über rund 3000 Raketen, etwa ein Drittel ihres ursprünglichen Arsenals. Israel will einen Wiederaufbau des zerstörten Gazastreifens an die Forderung nach einer Entmilitarisierung des schmalen Küstenstreifens und einer Entwaffnung der militanten Gruppierungen knüpfen.

Eine palästinensischer Attentäter wurde Montag erschossen

Nach einem Anschlag mit einem Bagger ist am Montag in Jerusalem der palästinensische Attentäter erschossen worden. Der Mann hatte mit seinem Fahrzeug zunächst einen 25-jährigen Passanten überfahren und ihm dabei tödliche Verletzungen zugefügt, wie ein Polizeisprecher sagte. Anschließend warf er einen Passagierbus mit der Schaufel seines Baggers um. Fünf Menschen seien bei dem Vorfall verletzt worden. Polizisten hätten den Angreifer erschossen. (dpa/rtr/AFP)

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