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Krieg in Nahost: Kämpfe im Libanon gehen weiter

Angesichts der internationalen Krisendiplomatie hat Israel die geplante Großoffensive der Bodentruppen im Libanon vorerst ausgesetzt. Dennoch kam es bei Mardschajun immer wieder zu Gefechten.

Jerusalem/Beirut - Die Ausweitung des Einsatzes habe "noch nicht begonnen", sagte Regierungssprecher Avi Pasner. Im Militärrundfunk war von einem Aufschub um "mindestens 48 Stunden" die Rede. Israel will damit offenbar den diplomatischen Bemühungen eine Chance geben. Die Kämpfe im Libanon gingen dennoch weiter, in der sieben Kilometer nördlich der Grenze gelegenen Ortschaft Mardschajun kam es zu heftigen Gefechten. Der UN-Sicherheitsrat in New York rang weiter um eine gemeinsame Haltung zu der Krise.

In Mardschajun rückten nach libanesischen Angaben israelische Panzer in die Stadt vor. Soldaten durchsuchten eine Kaserne der libanesischen Armee. Ein örtlicher Politiker sagte, in den Schulen der Stadt hielten sich 600 Flüchtlinge auf. Nach libanesischen Angaben wurden vier israelische Panzer in der Nähe der Stadt gefunden, die zerstört und ausgebrannt waren. Bei den Kämpfen in der Region Mardschajun kam ein israelischer Soldat ums Leben, wie die Armee mitteilte. Zwei weitere wurden verletzt, einer von ihnen schwer.

Israel warnt Bewohner Beiruts vor Luftschlägen

Israelische Panzer bezogen auch Stellung vor der Stadt Chiam und rückten gegen Klaiaa vor, eine Ortschaft an der Straße zwischen Mardschajun und Chiam. Chiam gilt als Hisbollah-Hochburg. Dort zerstörte die israelische Luftwaffe vor über zwei Wochen den Posten der UN-Beobachtermission Unifil, wobei vier Blauhelm-Soldaten getötet wurden.

Die israelische Luftwaffe forderte unterdessen die Bewohner schiitischer Stadtteile im Süden Beiruts in Flugblättern auf, ihre Häuser zu verlassen und sich in Sicherheit zu bringen. "Die israelische Armee wird ihre Operationen in Beirut ausweiten", hieß es in den Flugblättern, die am Donnerstag von Flugzeugen über Beirut abgeworfen wurden. Zahlreiche Bewohner versuchten daraufhin, die Viertel zu verlassen. Die Behörden riefen sie über Lautsprecher auf, sich an Sammelpunkte zu begeben, wo sie von städtischen Autobussen abgeholt wurden.

Frankreich: Einigung im Sicherheitsrat steht kurz bevor

Die Beratungen im UN-Sicherheitsrat über eine Resolution zum Libanon zogen sich derweil weiter hin. Frankreichs Außenminister Philippe Douste-Blazy zeigte sich zuversichtlich, dass eine Einigung bevorsteht. Die US-Regierung ließ Ungeduld durchblicken. "Es kommt nun die Zeit, in der sich die Länder entscheiden müssen, ob sie diesen oder jenen Weg einschlagen wollen", sagte Außenamtssprecher Sean McCormack in Washington.

UN-Generalsekretär Kofi Annan ließ erklären, der Rat müsse in der Lage sein, die Resolution bis zum Ende der Woche zu verabschieden. Die Kämpfe müssten aufhören, um die Zivilisten auf beiden Seiten aus dem nun schon seit vier Wochen andauernden "Alptraum" zu retten, ließ Annan über einen Sprecher erklären.

Hisbollah feuert rund 20 Raketen ab

Die britische Regierung entsandte am Donnerstag Außenministerin Margaret Beckett zur UNO nach New York, um die Beratungen zu beschleunigen. Der EU-Außenbeauftragte Javier Solana wollte am Freitag zu politischen Gesprächen nach Beirut reisen. Danach waren Beratungen in Israel vorgesehen.

In Nordisrael wurden zwei arabische Israelis von Raketen der Hisbollah getötet, darunter ein Baby. Die Hisbollah feuerte nach israelischen Angaben rund 20 Raketen ab. Acht israelische Soldaten wurden laut dem arabischen Fernsehsender El Dschasira in Südlibanon bei Kämpfen mit der Hisbollah verletzt. (tso/AFP)

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