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Kinder in einer Schule in Syrien - zurzeit hält die Waffenruhe. Jedoch mit Ausnahmen.

© dpa

Krieg in Syrien: Die Waffenruhe hält - mit Ausnahmen

Die vereinbarte Feuerpause nutzen die Syrer für ein wenig Normalität. Doch es gibt auch wieder Gewalt um Bürgerkriegsland.

Die Weißen Helme haben selten gute Nachrichten. Da sich die Freiwilligen der syrischen Hilfsorganisation auf die Rettung von Opfern des Bürgerkrieges nach dem Einschlag von Raketen und Bomben spezialisiert haben, berichten sie meistens von Toten und Verletzten. Doch am Wochenende berichtete ein Mitglied der Organisation in Daraa der „Washington Post“ von einem erstaunlichen Geräusch: „Hören Sie das?“ fragte er den Reporter. „Die Vögel singen.“

Seit fast fünf Jahren leben die Syrer jeden Tag mit Gewalt, Explosionen, Tod und Vertreibung. Schätzungsweise 250.000 Menschen sind seit dem Ausbruch der Kämpfe getötet worden, Millionen wurden zu Flüchtlingen. Die relative Ruhe unter dem neuen Waffenstillstand war deshalb für viele eine willkommene Überraschung. Doch die große Frage lautet, ob und wie lange die Feuerpause halten wird.

Am Sonntag gab es erste Zeichen für eine Rückkehr der Gewalt. Aktivisten meldeten Luftangriffe aus der Nähe der nordsyrischen Stadt Aleppo. Laut einer Meldung der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu handelte es sich um russische Kampfjets, die Stellungen gemäßigter Rebellen bei Aleppo angriffen. In dem fraglichen Gebiet ist aber auch die zu Al Qaida gehörende Nusra-Front aktiv, die wie der „Islamische Staat“ (IS) von der Waffenruhe ausgenommen ist.

Russland: Waffenruhe neun Mal gebrochen

In den vergangenen Wochen hatten syrische Regierungstruppen mit russischer Unterstützung rund 60 Kilometer südlich der türkischen Grenze eine Offensive bei Aleppo begonnen. Nach Angaben der russischen Armee wurde die Waffenruhe innerhalb von 24 Stunden neun Mal gebrochen. Insgesamt werde der Waffenstillstand in dem Land aber eingehalten.

Vertreter der mit Ankara verbündeten syrischen Turkmenen erklärten dagegen, die Angriffe von Regierungstruppen in der Nähe der türkischen Grenzprovinz Hatay seien ohne Unterlass weitergegangen. Auf der syrischen Seite eines Grenzübergangs in Hatay soll es am Sonntag ebenfalls neue russische Luftangriffe gegeben haben. Eine Bestätigung lag zunächst nicht vor.

Islamischer Staat attackiert Kurden

Zudem nutzte der IS die Waffenruhe für einen neuen Angriff auf die von der Kurdenmiliz YPG gehaltene Stadt Tel Abyad an der Grenze zur Türkei; dabei kamen laut Medienberichten mehr als 90 Menschen ums Leben. US-Kampfjets und Drohnen griffen die Dschihadisten in Tel Abyad und in anderen syrischen Städten an. Nach russischen Angaben beschoss außerdem die türkische Artillerie einige Ziele in Tel Abyad. Türkische Militärkreise dementierten dies umgehend, doch völlig unmöglich wäre eine solche Intervention nicht: Ankara sieht die in der Nähe der türkischen Grenze operierende YPG als Terrorgruppe und als Bedrohung für ihre Sicherheit.

Auf der türkischen Seite der Grenze begannen außerdem Vorbereitungen für mögliche neue Gefechte. So erhöhte die türkische Luftwaffe die Zahl ihrer Kampfflugzeuge an der syrischen Grenze von zwölf auf 14. Der Sprecher von Präsident Recep Tayyip Edogan, Ibrahim Kalin, sagte laut Presseberichten, ein Einsatz der türkischen Luftwaffe über Syrien sei nicht ausgeschlossen. Erdogan selbst bekräftigte am Sonntag, die Türkei werde weitere Gebietsgewinne für die YPG in Nord-Syrien nicht zulassen. Auch Ministerpräsident Ahmet Davutoglu hatte zuvor betont, sein Land werde sich nicht an die Waffenruhe halten, falls die YPG neue Angriffe starten sollte. Außerdem unterstrich Davutoglu, die Türkei werde ihre Unterstützung für syrische Rebellen fortsetzen.

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