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Ein Selbstmordattentäter hatte sich am Samstag neben den Bussen in die Luft gesprengt.

© Reuters

Update

Krieg in Syrien: Dutzende tote Kinder nach Anschlag auf Buskonvoi

Erneut erschüttert eine Autobombe das Bürgerkriegsland. Mehr als 100 Syrer sterben, die ihre Heimatorte nach monatelanger Belagerung verlassen mussten.

Bei dem Selbstmordanschlag auf einen Buskonvoi in Syrien sind nach neuen Angaben mehr als 126 Menschen getötet worden, darunter 68 Kinder. Wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Sonntag mitteilte sind die meisten von ihnen Menschen, die zuvor mit Bussen aus zwei belagerten Ortschaften im Nordwesten Syriens herausgeholt worden waren. Mittlerweile erreichten tausende Bewohner von Fua und Kafraja die Stadt Aleppo.

Die regierungstreuen Ortschaften Fua und Kafraja in der nordwestlichen Provinz Idlib waren mehr als zwei Jahre lang von Rebellen belagert worden. Nach einer Vereinbarung zwischen Regierung und Rebellen konnten rund 5000 Zivilisten und Rebellenkämpfer am Freitag mit Bussen die Dörfer verlassen.

Am Samstag erreichten 75 Busse die von Rebellen kontrollierte Ortschaft Raschidin westlich von Aleppo. Dort sprengte sich nach Angaben der Beobachtungsstelle neben den wartenden Bussen ein Selbstmordattentäter in die Luft, der am Steuer eines Transporters mit Lebensmittelhilfen saß.

Die Beobachtungsstelle stützt sich auf ein Netz von Informanten in Syrien. Von unabhängiger Seite sind ihre Angaben nur schwer zu überprüfen. Ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP sah in Raschidin zahlreiche Todesopfer, darunter auch einige Kinder, sowie eine große Zahl von Verletzten.

Unter den 126 Toten waren nach Angaben der Beobachtungsstelle 98 Evakuierte. Bei den übrigen Toten handelte es sich demnach um Hilfskräfte und um Rebellenkämpfer, die den Bustransport überwachten. Nach dem Anschlag hatte die Beobachtungsstelle zunächst von 43 Toten gesprochen. Nun warnte sie, dass die Opferzahl angesichts "hunderter" Verletzter noch weiter steigen könne.

UN-Nothilfekoordinator Stephen O'Brien zeigt sich "entsetzt"

Der UN-Nothilfekoordinator Stephen O'Brien zeigte sich "entsetzt" über den Anschlag. Den Attentätern seien Menschenleben völlig gleichgültig. Das Auswärtige Amt in Berlin verurteilte den Anschlag als "tief erschütternd". Erneut seien Menschen in Syrien Opfer eines hinterhältigen Attentats geworden, erklärt ein Sprecher. Der einzige Ausweg "aus der Spirale von Gewalt und Gegengewalt" sei eine politische Lösung.

Papst Franziskus sprach am Ostersonntag in Rom von einem "schändlichen Angriff" in Raschidin. Der Krieg in Syrien höre nicht auf, "Tod und Schrecken" zu verbreiten. Er bat unter anderem für diejenigen um Gottes Hilfe, die sich für die leidende Zivilbevölkerung in Syrien einsetzten.

Zu dem Anschlag in Raschidin bekannte sich zunächst niemand. Die syrische Regierung machte "Terrorgruppen" verantwortlich. Die Regierung von Machthaber Baschar al Assad bezeichnet grundsätzlich alle ihre bewaffneten Gegner im Land als "Terroristen".

Die mächtige islamistische Rebellengruppe Ahrar al Scham wies eine Verantwortung der Aufständischen zurück. "Unsere Aufgabe war, für die Sicherheit der Zivilisten zu sorgen, nicht sie zu töten", erklärte die Rebellengruppe mit Blick auf die Evakuierungsaktion.

Die Evakuierung von insgesamt vier belagerten Ortschaften in Syrien war nach langwierigen Verhandlungen zwischen Regierung und Rebellen unter Vermittlung ihrer Verbündeten Iran und Katar vereinbart worden. Zeitgleich mit den 5000 Menschen aus Fua und Kafraja verließen rund 2200 Menschen die Orte Madaja und Sabadani in der Nähe von Damaskus, die jahrelang von Regierungstruppen belagert worden waren.

Wenige Stunden nach dem Anschlag konnten die Evakuierten weiterreisen. Am späten Samstagabend trafen die Einwohner von Fua und Kafraja in Aleppo ein, von wo aus sie teilweise in die Hafenstadt Latakia oder in die Hauptstadt Damaskus weiterreisen sollten. Die 2200 Menschen aus Madaja und Sabadani erreichten die Provinz Idlib, die weitgehend von Rebellen kontrolliert wird. (AFP)

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