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Letztes Geleit. Türkische Soldaten ehren einen Gefallenen.

© Yasin Akgul/AFP

Krieg in Syrien: Warum die türkische Offensive stockt

Seit Wochen geht die Türkei militärisch gegen die syrische Kurdenmiliz YPG vor. Doch die Armee kommt nur langsam voran. Es gibt immer mehr Verluste und Ärger mit den USA.

Drei Wochen nach Beginn der jüngsten türkischen Militärintervention in Syrien wachsen die Probleme für Präsident Recep Tayyip Erdogan. Am Sonnabend erlitten die türkischen Streitkräfte die schwersten Verluste an einem Tag: Elf Soldaten starben. Am Sonntag wurde ein weiterer Soldaten getötet, sodass die Gesamtzahl jetzt bei 31 liegt.

Obwohl die regierungsnahen Medien immer neue Erfolge melden, geht der Vormarsch der zweitstärksten Nato-Armee auf die nordwestsyrische Stadt Afrin nur langsam voran. Hinzu kommt offener Streit zwischen der Türkei und den USA, der auch bei einem Besuch von US-Sicherheitsberater Herbert Raymond McMaster in Istanbul nicht ausgeräumt werden konnte.

Im Clinch mit den USA

In den vergangenen Tagen hatte Russland vorübergehend den Luftraum über Afrin für türkische Kampfjets gesperrt, was die Offensive hemmte. Zudem haben die Kämpfer der Kurdenmiliz YPG in Afrin viele Tunnel und Verstecke angelegt, aus denen sie die vorrückenden Türken immer wieder angreifen.

Kino Gabriel, Sprecher des von den Kurden dominierten Rebellenverbandes SDF, sagte der „Washington Post“, seit Beginn der Intervention am 20. Januar hätten die Angreifer lediglich 15 bis 17 Dörfer im Grenzgebiet erobern können.

Assads Hilfe für Kurdenkämpfer

Die Türken haben bisher auch nicht die Nachschubwege der YPG kappen können. Der Nachrichtenagentur Reuters zufolge lassen syrische Regierungstruppen kurdische Kämpfer über ihr Gebiet nach Afrin ziehen. Für die YPG und den syrischen Präsidenten Baschar al Assad sind die Türken ein gemeinsamer Gegner.

Auch das Bündnis zwischen der YPG und den USA im Norden Syriens führt zu wachsenden Spannungen. McMaster sprach am Sonntag in Istanbul mit Erdogans Sprecher Ibrahim Kalin, ohne jedoch den Streit um die Interessenskonflikte beider Länder in Syrien beilegen zu können. Washington betrachtet die YPG als wichtigen Verbündeten im Kampf gegen den „Islamischen Staat“ und bei der Verhinderung eines weiteren Machtzuwachses des Iran in Syrien.

Friedensappelle unerwünscht

Aus Sicht der Türkei ist die YPG als Ableger der verbotenen PKK dagegen eine Terrororganisation. In den kommenden Tagen wird US-Außenminister Rex Tillerson in Ankara erwartet; Verteidigungsminister James Mattis will in Brüssel mit seinem türkischen Kollegen Nurettin Canikli sprechen.

Trotz der wachsenden Probleme gibt es bisher keine Hinweise darauf, dass die Schwierigkeiten in Syrien für Erdogan innenpolitisch gefährlich werden könnten. Zum einen sind die Türken nach den langen Jahren des Kurdenkonfliktes an Verluste ihrer Armee gewöhnt.

Zum anderen verfolgt die Regierung alle Anzeichen eines möglichen Widerstandes gegen den Krieg. Mehr als 400 Menschen sind seit dem Beginn der Afrin-Operation wegen Friedensappellen festgenommen worden. Im westtürkischen Akhisar verboten die Behörden laut der Oppositionszeitung „Cumhuriyet“ ein Theaterstück für Kinder, weil darin für Frieden geworben werde.

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