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Die Fassbomben - gefüllt mit Metallteilen, Sprengstoff und Benzin - richten wie hier in Aleppo verheerende Verwüstungen an.

© Hosam Katan/Reuters

Kriegsverbrechen in Syrien: Amnesty prangert Einsatz von Fassbomben an

Im Kampf gegen die Aufständischen soll das Regime in Damaskus Fassbomben einsetzen - laut Amnesty International gezielt und systematisch. Ein neuer Bericht beschreibt die verheerenden Folgen. Die Menschenrechtler nennen die Angriffe eine "kollektive Bestrafung".

Amnesty International hat der syrischen Regierung vorgeworfen, weiterhin gezielt Fassbomben gegen Zivilisten einzusetzen. Durch derartige Angriffe seien seit Januar 2014 allein in der Provinz Aleppo mehr als 3000 Menschen getötet worden, heißt es in einem am Dienstag veröffentlichten Bericht der Menschenrechtsorganisation. Demnach wurden zudem bei Beschuss mit Mörsern und improvisierten Raketen durch Oppositionsgruppen mehr als 600 weitere Zivilisten getötet. Syriens Präsident Baschar al Assad bestreitet, dass seine Truppen Fassbomben einsetzen.

Ziele sind Schulen und Krankenhäuser

In dem Report mit dem Titel "Death everywhere: War crimes and human rights abuses in Aleppo" heißt es weiter, die syrische Regierung greife "gezielt und systematisch" Zivilisten an und bombardiere dabei Krankenhäuser, Schulen, Märkte und Moscheen. Viele öffentliche Einrichtungen hätten daher ihren Betrieb mittlerweile in geschützte Bunker und Kellerräume verlegt. Die Dauer, das Ausmaß und die Intensität der Angriffe lasse auf eine Form der "kollektiven Bestrafung" gegen die Bevölkerung von Aleppo schließen. "Eine solche kollektive Bestrafung ist ein Kriegsverbrechen", schreibt Amnesty.

Allein im April wurden dem Bericht zufolge in Aleppo 110 Zivilisten durch Fassbomben getötet, während sich die Zahl ziviler Opfer der mit Metallstücken, Benzin und Sprengstoff gefüllten Bomben in ganz Syrien auf über 11.000 seit Anfang 2012 belaufe.

Der Bericht beschreibt unter anderem einen einzelnen Angriff in Aleppo im Juni 2014, bei dem ein Hubschrauber des Militärs eine Fassbombe auf rund 150 Menschen abwarf, die in einer Schlange auf die Zuteilung von Lebensmittelrationen einer Hilfsorganisation warteten.

Auch Oppositionsgruppen werden beschuldigt

Der Bürgerkrieg in Syrien dauert seit mittlerweile vier Jahren an. Sowohl die Regierung als auch bewaffnete Oppositionsgruppen haben sich in dem
Konflikt laut Amnesty schwerer Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit schuldig gemacht.

"Vor mehr als einem Jahr hat die UN eine Resolution verabschiedet, in der sie ein Ende der Menschenrechtsverletzungen forderte, insbesondere durch
den Einsatz von Fassbomben", sagte der für den Nahen Osten zuständige Amnesty-Direktor Philip Luther. Doch statt die angedrohten Konsequenzen einzuleiten, habe die internationale Gemeinschaft inzwischen "den Zivilisten von Aleppo den Rücken zugewandt". AFP

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