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Krippenstreit: Bischof Mixa legt nach

Einen Tag nach seiner umstrittenen Äußerung zum Ausbau der Kinderbetreuung hat der Augsburger Bischof Mixa seine Kritik erneuert. Dabei stößt er jedoch auch innerhalb der Kirche auf Unverständnis.

Köln - "Wir müssen familiengerechte Arbeitsplätze schaffen und nicht arbeitsgerechte Familien", betonte der Bischof im ARD-"Morgenmagazin". Die Beziehung zwischen Eltern und Kindern müsse in den ersten Jahren auf jeden Fall erhalten bleiben, "weil sonst die Kinder ja geschädigt sind", sagte Mixa und betonte, er bereue seine Wortwahl bei der Kritik an Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU) nicht. Seine Äußerung, die geplante staatliche Förderung degradiere Frauen zu "Gebärmaschinen", hatte heftige Gegenwehr ausgelöst.

Mixa sagte, nach Ansicht von Fachleuten seien Kinder aufgrund der Entwicklung ihrer Hirnzellen in den ersten drei Lebensjahren ganz wesentlich auf dieselben Bezugspersonen angewiesen. Dadurch komme "das Selbstbewusstsein des Kindes im Innersten zum Wachstum und zum Reifen" und das Kind erhalte die Voraussetzungen, um "später selber das Leben zu bewältigen". 86 Prozent der Frauen blieben in den ersten drei Lebensjahren ihres Kindes zu Hause. Diesen Frauen gebühre große Anerkennung.

Maria Böhmer: Frauen kein schlechtes Gewissen einreden

Mixa sprach sich "selbstverständlich" für Wahlfreiheit aus. Für Alleinerziehende, die wirklich auf einen Nebenverdienst angewiesen seien, müsse das Erziehungsgeld "wesentlich" angehoben werden. Hier könne nicht einfach nach einem Maßstab "mit dem Rasenmäher" über soziale Situationen hinweg gegangen werden, sagte er.

Die Vorsitzende der Frauen-Union, Maria Böhmer (CDU), wies die Vorwürfe des Bischofs im ARD-"Morgenmagazin" zurück. "Die Zeit, dass man Frauen ein schlechtes Gewissen einredet, muss endgültig vorbei sein. Wir brauchen die Unterstützung für Familien." Die Realität sehe so aus, dass in den westdeutschen Flächenstaaten nur 2,4 Prozent Krippenplätze zur Verfügung gestellt würden. "Da kann man nicht von Wahlfreiheit sprechen."

Friedbert Pflüger: Mixas Äußerungen sind absurd

CDU-Präsidiumsmitglied Friedbert Pflüger kritisierte Mixas gestrige Äußerungen scharf. "So sehr ich Bischof Mixa schätze, so absurd sind seine Äußerungen zu Ursula von der Leyen", sagte Pflüger. Seine Parteikollegin leiste hervorragende Arbeit. "Es geht niemanden in der Union um die Herabwürdigung und Entmutigung von Hausfrauen und Müttern, sondern vielmehr um echte Wahlfreiheit, Vereinbarkeit von Familie und Beruf und das Kindeswohl", betonte Pflüger.

Auch Vertreter der Kirchen reagierten mit Unverständnis auf Mixas Äußerungen: Die evangelische Landesbischöfin von Hannover, Margot Käßmann, sagte: "Ich kann die Kritik in keiner Weise nachvollziehen, zumal 2013 erst Krippenplätze für jedes dritte Kind zur Verfügung stehen werden. Auch die christlichen Kirchen sollten alles tun, um Deutschland kinderfreundlich zu machen." Auch Vertreter der katholischen Kirche reagierten reserviert auf Mixas kritische Worte: Der Generalsekretär des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Stefan Vesper, sprach sich für "mehr Ruhe und Sachlichkeit" in der familienpolitischen Debatte aus. "Ich bedaure, dass diese Diskussion jetzt noch emotionaler geführt wird. Mich verwundert diese scharfe Reaktion", sagte er. (tso/ddp/dpa)

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