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Demonstranten gegen Sicherheitskräfte auf dem Maidan in Kiew.

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Update

Krise in der Ukraine: Zusammenstöße in Kiew, Tote in Donezk

Der Konflikt kehrt nach Kiew zurück: Demonstranten wollen die Räumung des Maidans verhindern, sie verteidigen ihr Zeltlager im Herzen der ukrainischen Hauptstadt mit Steinen und brennenden Reifen. Bei schweren Gefechten sterben mindestens drei Zivilisten in Donezk.

Auf dem seit Monaten von Demonstranten besetzten Unabhängigkeitsplatz in Kiew - dem Maidan - ist es erneut zu schweren Bränden und Zusammenstößen gekommen. Etwa 300 städtische Mitarbeiter versuchten am Donnerstag, die seit Dezember bestehenden Barrikaden zu räumen. Die Bewohner des dort errichteten Zeltlagers zündeten als Protest gegen das Vorgehen Reifen an und warfen Brandsätze, wie Medien berichteten. Über der Innenstadt bildete sich eine Rauchwolke.
Mehrere Mitarbeiter wurden den Behörden zufolge verletzt. Ein Sprecher der Stadtverwaltung sagte, Bürgermeister Vitali Klitschko habe keinen Befehl zur Räumung erlassen. Nach dem Sturz des prorussischen Präsidenten Viktor Janukowitsch im Februar sieht die neue proeuropäische Regierung unter Präsident Petro Poroschenko den Dauerprotest auf dem Maidan als überflüssig an. Allerdings verlangen die zu Hunderten versammelten Demonstranten weiter vorgezogene Parlamentswahlen und den Beginn von Reformen.

Erneut Tote und Verletzte bei schweren Kämpfen in Donezk

Bei schweren Gefechten zwischen Armee und Separatisten sind in der ukrainischen Großstadt Donezk mindestens drei Zivilisten getötet und fünf verletzt worden. Auch auf dem Gelände eines Krankenhauses sowie einer Kirche seien Artilleriegeschosse eingeschlagen, teilten die Behörden am Donnerstag mit. Donezk im Osten des Landes gilt als Separatistenhochburg und ist von Regierungseinheiten eingekreist.

Es wurden Reifen angezündet, Rauchschwaden stiegen in den Himmel. Demonstranten wollen den Maidan nicht hergeben.
Es wurden Reifen angezündet, Rauchschwaden stiegen in den Himmel. Demonstranten wollen den Maidan nicht hergeben.

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In der 130 Kilometer nordöstlich gelegenen Großstadt Lugansk waren weiter Hunderttausende Einwohner als Folge der Kämpfe ohne Stromversorgung. Die Lage sei „katastrophal“, teilten die Behörden mit. Vor Lastwagen, von denen aus Brot verteilt werde, bildeten sich lange Schlangen. Seit Beginn der „Anti-Terror-Operation“ der Armee im April seien allein im Gebiet Lugansk rund 1500 Menschen ums Leben gekommen, sagte Bürgermeisterin Irina Werigina. Die Opferzahlen in dem Konflikt gelten aber nicht als gesichert. Die prorussischen Separatisten berichteten über schwere Kämpfe nahe der russischen Grenze. Stellungen der Regierungstruppen seien mit Granaten und Raketen beschossen worden, hieß es.

Waffenruhe rund um MH17-Unglücksort aufgehoben

Die ukrainische Regierung hat die Waffenruhe rund um das Absturzgebiet des malaysischen Verkehrsflugzeugs in der Ostukraine ausgesetzt. Sie sei so lange außer Kraft bis die internationale Untersuchungskommission ihre Arbeit wieder aufnehme, hieß es in einer Mitteilung der Regierung am Donnerstag.

Einen Tag zuvor hatte der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte erklärt, die Arbeit der 70 Experten aus den Niederlanden, Australien und Malaysia zu unterbrechen. Wegen der anhaltenden Kämpfe in der Region sei es zu gefährlich. Die Niederlande leiten die internationale Untersuchung, die meisten der 298 Opfer stammen von dort. Das Expertenteam soll klären, ob die Maschine abgeschossen wurde. Flug MH17 der Malaysia Airlines war am 17. Juli abgestürzt. Die Mitglieder der Untersuchungskommission waren erstmals vor einer Woche zu der Absturzstelle gelangt. Zuvor mussten sie immer wieder an Kontrollpunkten der Rebellen umkehren.

Nato-Generalsekretär reist nach Kiew

Während die schweren Gefechte im Osten der Ukraine toben, hat der Chef des Sicherheitsrates in Kiew, Andrej Parubij, seinen Rücktritt eingereicht. Das teilte der 43-jährige Politiker am Donnerstag bei Facebook mit. „In Zeiten des Krieges einen Rücktritt zu kommentieren, halte ich für inakzeptabel“, fügte der Politiker hinzu. Präsident Petro Poroschenko nahm Parubijs Gesuch an. Zuvor hatte es Spekulationen über Unstimmigkeiten zwischen Poroschenko und Parubij gegeben. Die Armee soll bei Kämpfen mit den prorussischen Separatisten größere Verluste erlitten haben als zugegeben. Parubij war seit dem Machtwechsel im Februar im Amt.

Mitten in der sich zuletzt verschärfenden Ukraine-Krise reist Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen am Donnerstag nach Kiew. Er werde dort unter anderem mit dem ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko und Ministerpräsident Arseni Jazenjuk sprechen, teilte die Nato mit. Am Mittwoch hatte das Militärbündnis mit deutlichen Worten vor einem Eingreifen russischer Truppen in der Ost-Ukraine gewarnt.

(mit dpa, Reuters)

Lesen Sie hier auch den Kommentar von Christoph von Marschall "Der Krieg ist schon da".

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