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Kronprinz Mohammed bin Salman will sich als Reformer präsentieren.

© Victoria Jones/PA Wire/dpa

Kronprinz schafft Auspeitschen ab: Saudi-Arabien verkündet das Ende der Prügelstrafe

Die Abschaffung ist vor allem ein Signal. Kronprinz Salman will dadurch sein Image als Reformer im Land stärken.

Saudi-Arabien hat die Prügelstrafe abgeschafft. Künftig sollen Verurteilte in dem Königreich entweder eine Geldbuße zahlen, eine Gefängnisstrafe erhalten oder gemeinnützige Arbeiten verrichten, wie die staatliche saudische Menschenrechtskommission am Wochenende mitteilte.

Prominentestes Opfer der Prügelstrafe in den vergangenen Jahren war der Blogger Raif Badawi. Er wurde wegen angeblicher Beleidigung des Islam zu zehn Jahren Haft und 1000 Stockschlägen verurteilt, die er in wöchentlichen Etappen erdulden sollte. Doch ein Video von den ersten Stockschlägen im Jahr 2015 löste einen internationalen Aufschrei aus, der den bis heute inhaftierten Badawi vor weiteren Schlägen schützte. Das EU-Parlament ehrte Badawi mit dem Sacharow-Preis für Menschenrechte.

Die Bestrafung mit öffentlichen Stockschlägen war als Demütigung gedacht; wie andere archaischen Strafen, etwa die Steinigung, wurden die Prügel nur selten vollzogen. Die Abschaffung soll deshalb vor allem ein Signal sein.

Protestaktion für den Blogger Raif Badawi, das prominentestes Opfer der Prügelstrafe in den vergangenen Jahren.
Protestaktion für den Blogger Raif Badawi, das prominentestes Opfer der Prügelstrafe in den vergangenen Jahren.

© FACUNDO ARRIZABALAGA/ dpa

Kronprinz will Land reformieren

Kronprinz Mohammed bin Salman, genannt MBS, will sein Land mit wirtschaftlichen und sozialen Reformen in die Moderne führen und von der Abhängigkeit vom Öl befreien.

Als starker Mann in Riad hat der 34-jährige Thronfolger Frauen das Autofahren ermöglicht, Kinos und Rock-Konzerte erlaubt und der Religionspolizei die Befugnis für Verhaftungen entzogen. Der Prinz ist besonders bei jungen Saudis sehr beliebt. Indem er jetzt die öffentliche Prügelstrafe abschafft, stärkt er sein Image als Reformer.

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Im Ausland sind der Ruf von MBS und der seines Landes wegen des Krieges im Jemen und der brutalen Ermordung des Regimegegners Jamal Khashoggi ramponiert. Eine politische Liberalisierung seines Landes will MBS auf keinen Fall zulassen. Nach einer Zählung von Amnesty International hat Saudi-Arabien im vergangenen Jahr 184 Häftlinge durch Enthauptung hingerichtet – mehr als je zuvor.

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