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Politik: Krupp und Thyssen verhandeln nun offiziell über Stahl-Fusion

Ministerpräsident Rau vermittelte Dialog / Betriebsrat: "Entwarnung ist überhaupt nicht angesagt" DÜSSELDORF (rtr/AP).Der Krupp-Konzern hat seinen Plan zur feindlichen Übernahme des Konkurrenten Thyssen am Mittwoch überraschend auf Eis gelegt.

Ministerpräsident Rau vermittelte Dialog / Betriebsrat: "Entwarnung ist überhaupt nicht angesagt" DÜSSELDORF (rtr/AP).Der Krupp-Konzern hat seinen Plan zur feindlichen Übernahme des Konkurrenten Thyssen am Mittwoch überraschend auf Eis gelegt.Beide Unternehmen vereinbarten, von diesem Donnerstag an binnen acht Tagen über die Fusion ihrer Stahlsparten zu verhandeln.Bei einer Einigung werde das Übernahmeangebot von Krupp hinfällig, hieß es; bei einem Scheitern würden beide Seiten zu ihren Ausgangspositionen zurückkehren.Die Verständigung kam auf Initiative des nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Rau (SPD) zustande.Auch Bundeskanzler Kohl (CDU) forderte eine vernünftige Lösung.Die Thyssen-Stahlarbeiter setzten aus Sorge vor Massenentlassungen ihre Proteste fort. Die Beschäftigten nahmen die Entwicklung mit Überraschung und Besorgnis zur Kenntnis.Krupp-Betriebsratschef Nass und sein Thyssen-Kollege Kroll warnten, eine gemeinsame Stahlgesellschaft bedeute das Aus für rund 5500 Arbeitsplätze am Standort Dortmund: "Entwarnung ist überhaupt nicht angesagt." In Duisburg kehrte die Thyssen-Belegschaft nach einem 24stündigen Streik "unter Vorbehalt" an ihre Arbeitsplätze zurück.Im Stahlbereich erwirtschaften bei Thyssen 36 000 Mitarbeiter rund 11 Milliarden DM Umsatz.Bei Krupp sind im Stahlsektor 22 000 Menschen beschäftigt, bei einem Umsatz von 10 Milliarden DM. Die Landesregierung in Düsseldorf erklärte, sie habe den Topmanagern beider Konzerne am späten Dienstag abend deutlich gemacht, daß sie an einer gemeinsamen unternehmerischen Lösung für die Zukunft des Stahlstandorts interessiert sei.Wirtschaftsminister Clement (SPD) will an diesem Donnerstag eine Regierungserklärung im Landtag abgeben.Bundeskanzler Kohl sagte, Krupp und Thyssen müßten eine Lösung im Interesse der Mitarbeiter und des wirtschaftlichen Klimas in Deutschland finden.Bundeswirtschaftsminister Rexrodt (FDP) nannte die Verhandlungen über eine Stahlfusion eine gute Chance, die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Stahlindustrie im internationalen Wettbewerb zu stärken.Die Verhandlungsdelegationen sollen von den Konzernchefs Cromme (Krupp) und Vogel (Thyssen) geleitet werden.Sie sagten, "auf partnerschaftlicher Basis könne ein Stahlunternehmen entstehen, das im internationalen Vergleich eine führende Position einnimmt." Dies könne für beide Konzerne die Schwierigkeiten auf dem Stahlsektor lösen. Indes warf IG-Metall-Chef Zwickel den Banken vor, nach der Übernahme profitable Bereiche des Thyssen-Konzerns ausschlachten zu wollen.Krupp hatte am Dienstag angekündigt, daß er die fast doppelt so große Thyssen AG gegen deren Willen übernehmen will.Die Banken, so Cromme, würden dazu Kredite bereitstellen.Die Aktien beider Konzerne blieben am Mittwoch vom Handel ausgesetzt, sollten an diesem Donnerstag aber wieder notiert werden.

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