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Kuba: "Als würden wir einen Freund verlieren"

Nach dem offiziell als "vorübergehend" bezeichneten Rückzug des kubanischen Staatschefs Fidel Castro halten die Spekulationen um den Gesundheitszustand des beinahe 80-Jährigen an.

Havanna/Brasilia - Während Parlamentspräsident Ricardo Alarcon der Nachrichtenagentur AFP am Samstag sagte, Castro befinde sich auf dem Weg der Besserung, berichtete die brasilianische Tageszeitung "Folha", Castro habe Darmkrebs und es gehe ihm schlechter als von den kubanischen Behörden zugegeben. US-Außenministerin Condoleezza Rice forderte die internationale Gemeinschaft auf, die Kubaner zu einem politischen Wandel zu ermutigen. Der kubanische Kulturminister Abel Prieto sagte, derartige Aufrufe einer ausländischen Regierung hätten "für Kubaner keinen Wert".

Alles Reden über ein angebliches Machtvakuum in Havanna sei vergebens, sagte Alarcon, der auf die Tatsache angesprochen wurde, dass seit der Machtübertragung auf Fidel Castros Bruder Raul vor einer Woche beide nicht vor die Öffentlichkeit getreten waren. Raul Castro sei schließlich "kein Kino-Held", sagte der Parlamentspräsident.

Fidel Castro brauche nach seiner Darmoperation weiter Pflege, sei aber bei Bewusstsein und benötige keine Schmerzmittel, betonte Alarcon. "Er ist in besserer Form als ich", fügte der 69-jährige hinzu. "Er kann sprechen und ist in guter Verfassung" - selbst wenn "jeder chirurgische Eingriff etwas Heikles" sei.

Hat Castro Darmkrebs?

Wegen einer schweren Darmoperation hatte der kubanische Staatschef, der am 13. August 80 Jahre alt wird, am Montag die Amtsgeschäfte an den Bruder übergeben. Raul Castro sei laut Verfassung temporär für das Land verantwortlich und "das ist, was er macht", sagte Alarcon. Die spanische Tagesszeitung "El Pais" berichtetete, Raul Castro habe eine sechsköpfige Mannschaft zusammengerufen, um Kuba zu regieren. Darunter sei unter anderem Außenminister Felipe Perez Roque.

Nach Angaben der brasilianischen Tageszeitung "Folha" informierte die kubanische Regierung den brasilianischen Präsidenten Luiz Ignacio Lula da Silva darüber, dass Castros Gesundheitszustand nach der Operation "wirklich schlecht" sei und er Darmkrebs habe. Lula habe bei einer anschließenden Beratung gesagt: "Es scheint, als würden wir einen Freund verlieren." Lula ließ erklären, für den Bericht von "Folha" gebe es nicht die "geringste Grundlage". Der Präsident sei weder von der kubanischen Führung noch von sonst jemandem über die Ursache von Castros Erkrankung informiert worden, schrieb Lulas Sprecher André Singer an das Blatt.

Die kubanische Führung müsse dazu gebracht werden, Mehrparteienwahlen zuzulassen, sagte Rice am Freitag (Ortzeit) in einer Radioansprache an die Bevölkerung der Karibikinsel. Die USA stünden an der Seite der Kubaner, damit diese ihre politischen Führer "in freien und gerechten Wahlen" bestimmen könnten. Rice' Ansprache wurde vom US-finanzierten Sender Marti ausgestrahlt. US-Präsidentensprecher Tony Snow wies Spekulationen zurück, die USA könnten eine Invasion auf Kuba vorbereiten. "Das ist absurd", sagte Snow. "Die Kubaner werden über ihre Zukunft bestimmen." (tso/AFP)

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