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Kultusministerkonferenz: Verzicht auf aggressive Lehrerabwerbung gefordert

Berlin kennt das Problem: Andere Bundesländer hängen Werbetafeln auf, um Lehrer abzuwerben. Damit soll jetzt Schluss sein, fordert die Kultusministerkonferenz.

Die Kultusministerkonferenz (KMK) appelliert an die Bundesländer, künftig auf aggressive Lehrerabwerbungen zu verzichten. In einem am Freitag in Stralsund veröffentlichten Grundsatzpapier verständigten sich die Kultusminister darauf, dass jedes Land für sich bis Juni seinen längerfristigen Lehrkräftebedarf ermitteln soll. Auf dieser Grundlage sollen anschließend in Länderverantwortung entsprechende eigene Kapazitäten zur Lehrerausbildung bereitgestellt werden.

Eigene Anstrengungen dürften nicht mit Blick auf Potenziale anderer Länder unterbleiben, betonte der KMK-Präsident, Mecklenburg-Vorpommerns Kultusminister Henry Tesch (CDU). Zugleich müsse klar sein, dass Quer- und Seiteneinsteigerprogramme kein Ersatz für die reguläre Lehrerausbildung, sondern lediglich ein Instrument zur Überbrückung personeller Engpässe seien.

SPD fordert Vereinheitlichung der Lehrerbezahlung

Die SPD-geführten Länder hatten auf der Konferenz gefordert, die Arbeitsbedingungen für Lehrer bundesweit anzugleichen. Mit der Verlegung der Beamtenbesoldung in die Zuständigkeit der Länder müsse jetzt für eine Vereinheitlichung gesorgt werden, sagte Bremens Bildungssenatorin, Renate Jürgens-Pieper (SPD). Nur so könne verhindert werden, dass künftig einige Länder Lehrer ausbildeten, während andere Länder Lehrer abwerben würden.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) begrüßte den Appell gegen Lehrerabwerbung. Er bleibe jedoch eine "Luftnummer", wenn die Arbeitsbedingungen für Lehrer in den Ländern nicht angeglichen würden, sagte Mecklenburg-Vorpommerns GEW-Chefin Annett Lindner.

Zugang zum Hochschulabschluss soll erweitert werden

Auf Zustimmung der Gewerkschaft stieß der KMK-Beschluss, künftig auch Meistern, Technikern, Fachwirten und Inhabern gleichgestellter Abschlüsse den allgemeinen Zugang zum Hochschulabschluss zu eröffnen. GEW-Vorstandsmitglied Norbert Hocke sagte, angesichts des sehr hohen Fachkräftebedarfs in Kitas müsse jetzt der Zugang zu Erzieherstudiengängen an Hochschulen schnell geregelt werden. Anderenfalls stünden der Ausbau der Krippenplätze und Ganztagsangebote auf der Kippe.

Zugleich forderten die Kultusminister die Hochschulen auf, sich an der Einführung eines sogenannten Serviceverfahrens mit einheitlichen Terminen für Studienbewerbungen bis spätestens zum Wintersemester 2011/2012 zu beteiligen. Demnach sollen Bewerbungen möglichst bundesweit bis zum 15. Juli eingereicht, Mitte August Zulassungsbescheide versendet und ab September noch freie Studienplätze in einer Internetbörse bekannt gegeben werden.

Mehr Demokratie in der Schule

Ferner beschlossen die Minister eine Stärkung der Demokratieerziehung. So sollen Ereignisse der jüngsten deutschen Geschichte bereits in der frühen Sekundarstufe thematisiert, Museen und Gedenkstätten stärker genutzt und das gesellschaftliche Engagement von Schülern in Zeugnissen vermerkt werden. Zugleich bekräftigte die KMK ihren Beschluss, die Zahl der Schüler ohne Hauptschulabschluss bis 2012 möglichst zu halbieren und Kinder mit sonderpädagogischem Lernbedarf differenzierter zu fördern als bisher. (ut/ddp)

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