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Kundus: Hilfe nur im Notfall

Die Situation am Kundus-Fluss muss brenzlig gewesen sein. Es passiert nicht alle Tage, dass die in Nordafghanistan stationierten deutschen Soldaten der internationalen Schutztruppe Isaf Luftunterstützung von ihren Alliierten anfordern.

Berlin - „Close Air Support“ oder Luftnahunterstützung nennen die Militärs am Hindukusch die Hilfe aus der Luft; sie soll und kann dann angefordert werden, wenn Bodentruppen im Gefecht nicht mehr aus eigener Kraft mit einem militärischen Gegner klarkommen.

Diese Ausgangslage war in der Nacht von Donnerstag auf Freitag am Kundus nicht gegeben: Als Aufständische zwei für die Isaf bestimmte Tanklaster in ihre Gewalt brachten, gab es keinen Kampf zwischen deutschen Soldaten und Taliban. Doch offenbar zwang die hochexplosive Fracht der beiden Fahrzeuge die militärische Führung vor Ort zum Handeln. Die Taliban hatten im Zuge der Bundestagswahl verstärkt mit Anschlägen auf die Bundeswehr gedroht – zwei voll beladene Tanklastwagen, mit Zündern versehen und beispielsweise vor dem deutschen Militärstützpunkt Kundus in die Luft gesprengt, hätten für die Bundeswehr den Super-GAU bedeutet.

Wie Nato- und Bundeswehrkreise übereinstimmend berichten, schien in jener Nacht am Kundus Gefahr im Verzug. Zwei Annahmen führten offenbar dazu, dass der Chef des deutschen Feldlagers Kundus, Oberst Georg Klein, in den frühen Morgenstunden des Freitags für die beiden gekaperten Lastwagen beim Isaf- Hauptquartier in Kabul Unterstützung anforderte. Zum einen rechnete man nicht damit, mit einem Bombardement aus der Luft mitten in der Nacht womöglich auch Zivilisten zu treffen; zum anderen befanden sich die Ziele des Luftangriffs laut Bundeswehr in einem dünn besiedelten Gebiet.

Es ist unklar, wie viele Kampfjets in jener Nacht auf die beiden Tanker feuerten; die Rede ist von ein bis zwei Flugzeugen. Für die Luftnahunterstützung der Bodentruppen am Hindukusch hält die Schutztruppe über bestimmten Korridoren routinemäßig mehrere Kampfjets in der Luft. Da der gesamte Luftraum über Afghanistan mit solchen „Patterns“ von Flugzeugen überzogen ist, können die Jets ihren Einsatzort in kurzer Zeit erreichen. Der Befehl dafür kommt aus dem Isaf-Hauptquartier in Kabul.

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