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Kundus: Merkel zu Blitzbesuch in Afghanistan eingetroffen

Sind es die Nachwehen des Obama-Besuchs? Kanzlerin Merkel ist in den frühen Morgenstunden überraschend in Afghanistan eingetroffen, wo sie die deutsche Truppe besucht.

In Begleitung von Verteidigungsminister Franz-Josef Jung landete Angela Merkel nahe des Feldlagers Kundus im Norden Afghanistans. Dort sind 700 deutsche Soldaten stationiert. Kurz vor dem Besuch der Kanzlerin hatte es außerhalb des Lagers mehrere Zwischenfälle gegeben. In der Nacht zum Montag wurden Bundeswehrsoldaten, die eine Brückenbaustelle sieben Kilometer vom Lager entfernt sicherten, beschossen. Verletzte gab es nicht. Zudem war auf eine Bundeswehrpatrouille nahe der Stadt Kundus ebenfalls am Sonntag ein Sprengstoffanschlag verübt worden.

Die Reise war aus Sicherheitsgründen bis zuletzt geheim gehalten worden. Sie findet wenige Tage nach dem Nato-Gipfel in Deutschland und Frankreich statt, auf dem das Bündnis seine Strategie für Afghanistan neu ausgerichtet hatte. Die Allianz bekennt sich nach dem Richtungswechsel der neuen US-Regierung von Präsident Barack Obama stärker als bisher zum Wiederaufbau des Landes - bei gleichzeitiger Bekämpfung der Taliban. Deutschland wird die Zahl seiner Soldaten in den nächsten Monaten von jetzt 3.800 auf 4.400 erhöhen, was allerdings wegen der afghanischen Präsidentenwahl schon vorher beschlossen worden war.

Merkel war erst am Sonntagnachmittag vom eintägigen EU-USA-Gipfel aus Prag nach Berlin zurückgekehrt. Rund fünf Stunden später startete sie dann wieder Richtung Afghanistan. Neben dem Nato-Gipfel hatte sie in der vergangenen Woche auch das G-20-Treffen zur Weltfinanzkrise in London besucht. Es ist der zweite Besuch der Kanzlerin in dem Land nach 2007. Damals hieß es, dass ihr Besuch "ein Zeichen der Wertschätzung" gegenüber den in Afghanistan tätigen Deutschen, aber auch den Soldaten und Helfern aus anderen Nationen sei. Aus Furcht vor Anschlägen war der Besuch auch damals bis zuletzt streng geheim gehalten worden. In Kabul bewegte sie sich nur mit Militärhubschraubern und gepanzerten Fahrzeugen.

Am gestrigen Sonntag hatte Merkel mit dem afghanischen Präsidenten Hamid Karsai über das umstrittene Ehegesetz für die schiitische Minderheit des Landes gesprochen. Nach heftigen internationalen Protesten stoppte Karsai inzwischen das Gesetz, das nach Ansicht von Kritikern Vergewaltigung in der Ehe erlaubt. Bei dem Telefonat sei es neben den bilateralen Beziehungen auch um das Familiengesetz gegangen, hieß es in einer Erklärung. Merkel habe Karsai bei ihrem Anruf zudem bei passender Gelegenheit zu einem Besuch nach Deutschland eingeladen, hieß es weiter. Ein Datum sei aber nicht festgelegt worden. (misch/dpa)

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