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Politik: Kunstgriff

Foto: Rückeis / Montage: DP HINTER DEN LINDEN Es ist ein seltsames Phänomen: Manchmal wird die Botschaft besonders deutlich, wenn man sie gar nicht offen ausspricht, ja sich von ihr sogar noch distanziert. Von diesem rhetorischen Kunstgriff machte diese Woche der saarländische Ministerpräsident Peter Müller Gebrauch.

Foto: Rückeis / Montage: DP

HINTER DEN LINDEN

Es ist ein seltsames Phänomen: Manchmal wird die Botschaft besonders deutlich, wenn man sie gar nicht offen ausspricht, ja sich von ihr sogar noch distanziert. Von diesem rhetorischen Kunstgriff machte diese Woche der saarländische Ministerpräsident Peter Müller Gebrauch.

Dass der Jurist und CDU-Politiker einen Hang zu den schönen Künsten pflegt, weiß man spätestens seit seiner berühmten Saarbrückener Theaterrede. Da enthüllte Müller, dass die Aufregung der Union nach der Bundesratssitzung zum Zustimmungsgesetz abgesprochen war, und löste eine Debatte über Politik als Theater aus.

Diesmal hat Müller auffällig deutlich unter die Leute gebracht, was er von der komplizierten Kompetenzverteilung in der deutschen Bildungspolitik hält, ohne dass man ihn dafür haftbar machen könnte.

Es war während einer Pressekonferenz mit dem Bundeskanzler. Peter Müller trug vor, ein Unbekannter habe die Reformbereitschaft der Kultusministerkonferenz einmal mit der des Heiligen Stuhls verglichen. Und nachdem das Lachen verklungen war, fügte der Ministerpräsident noch schnell hinzu: Das habe damals so viel Ärger gegeben, dass er sich selbst diesen Vergleich natürlich nie zu eigen machen würde.

Das Urteil ist in der Welt, der Botschafter nicht verantwortlich zu machen - diese raffinierte Stilfigur ist zur Nachahmung außerhalb des politischen Raums allerdings nur bedingt empfehlenswert.

Wie würde etwa beim Streit um einen Parkplatz der Gegner reagieren, wenn man ihm sagte: Wenn ich nicht ein ausgesprochen höflicher Mensch wäre, müsste ich Sie nun einen Deppen nennen? Also bitte Vorsicht mit dem Politiker-Vorbild! Nicht alles, was die Ministerpräsidenten im Meinungs- und Wahlkampf einsetzen, ist auch alltagstauglich.

Trotzdem: Diese Kolumne endet hier, hat einmal ein Schreiber geschrieben. Aber dieses Urteil würde ich mir natürlich nie zu eigen machen. Hans Monath

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