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Anhänger der rechtsextremen, türkischen Graue Wölfe auf einer früheren Demo in Frankfurt (Main).

© Boris Roessler / dpa

Kurden und Türken: So gefährlich wird der Konflikt für Deutschland

Der Anschlag in Ankara könnte die Gewalt unter türkisch-kurdischen Exilgemeinden eskalieren lassen. Zuletzt waren die rechtsextremen Grauen Wölfe in deutschen Städten unterwegs.

Der verheerende Anschlag auf eine Friedensdemonstration türkisch-kurdischer Linker in Ankara könnte in Deutschland massive Folgen haben. Die Familien von fast drei Millionen Menschen hierzulande stammen aus der Türkei. Schätzungen zufolge sind darunter 500.000 Kurden. Insgesamt leben mehr Kurden in Deutschland; weil es keinen kurdischen Staat gibt, kamen sie als Syrer, Iraker oder Iraner ins Land. Nicht nur die Türkische Gemeinde in Deutschland warnt nun vor gewaltsamen Auseinandersetzungen.

Seit der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan kurdische Rebellen im Dreiländereck Türkei-Syrien-Irak bombardieren lässt, haben sich linke Kurden und rechte Türken in den vergangenen Wochen vor allem in Berlin angegriffen. Ein Sprecher der Berliner Polizei sagte am Montag, man beobachte die Lage fortlaufend und tausche sich mit anderen Sicherheitsbehörden, etwa dem Bundeskriminalamt, aus. Welche Maßnahmen man genau ergreife, sei vertraulich.

Mindestens 14000 in Deutschland lebende Kurden dürften die verbotene Kurdische Arbeiterpartei (PKK) unterstützen, deren Stellungen Erdogan derzeit angreifen lässt. Zuletzt hatten vor allem türkische Rechtsextreme, darunter die berüchtigten Grauen Wölfe, in deutschen Großstädten demonstriert. Auf ein Büro der linksliberalen Kurdenpartei HDP in Berlin-Kreuzberg wurde erst vor einer Woche ein Brandanschlag verübt.

Dazu kommen militante Islamisten vieler Herkunftsländer, die im Nahen Osten besonders brutal gegen kurdische Einheiten vorgehen und sich hierzulande in diversen Moscheen treffen. Der Anschlag von Ankara könnte, hieß es, von islamistischen Selbstmordattentätern verübt worden sein. Vor allem linke Kurden werfen der konservativen Erdogan-Regierung vor, islamistische Gewalt zu dulden. Als potenzielle Ziele kurdischer Reaktionen kämen daher auch türkische Konsulate und Firmen in Betracht.

Evrim Sommer (Linke), kurdischstämmiges Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses, sagte: „Die Türkei steht vor einem Bürgerkrieg, das hat Folgen für Deutschland.“ Weil die PKK aber einen neuen Waffenstillstand ausgerufen habe und in Deutschland wieder zugelassen werden wolle, gehe sie davon aus, dass sich Kurden hierzulande mit militanten Aktionen zurückhalten werden. Im April hatte der operative PKK-Führer Cemil Bayik für Angriffe in Deutschland um Entschuldigung gebeten.

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