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Politik: Kurdische Charmeoffensive in der Türkei

Istanbul - Als am Wochenende das neu gewählte türkische Parlament zu seiner konstituierenden Sitzung zusammentrat, da rieben sich viele Beobachter in Ankara die Augen. Statt der im Parlament befürchteten Konfrontation herrschte Harmonie im Hohen Haus.

Istanbul - Als am Wochenende das neu gewählte türkische Parlament zu seiner konstituierenden Sitzung zusammentrat, da rieben sich viele Beobachter in Ankara die Augen. Statt der im Parlament befürchteten Konfrontation herrschte Harmonie im Hohen Haus. Symbolisiert wurde die Atmosphäre der neuen Friedfertigkeit durch einen Händedruck: Ahmet Türk, Chef der Kurdenpartei DTP, grüßte lächelnd den Vorsitzenden der rechtsnationalistischen und kurdenfeindlichen MHP, Devlet Bahceli. Mit ihrer Charmeoffensive will die erste kurdische Parlamentsfraktion der türkischen Geschichte signalisieren, dass es ihr um eine friedliche Lösung geht.

Schon an diesem Dienstag steht jedoch die erste Belastungsprobe der neuen Harmonie an. Beim Besuch des irakischen Premiers Nuri al Maliki in Ankara soll es um die Bekämpfung der kurdischen PKK in Nordirak gehen – jener Rebellengruppe also, aus deren Umfeld die neuen kurdischen Abgeordneten in Ankara kommen.

Die Türkei fordert, die Iraker und die USA sollten gegen die PKK in Nordirak vorgehen – oder Ankara freie Hand für einen Einmarsch geben. Malikis Sprecher Ali Dabbag deutete am Montag im türkischen Fernsehen erstmals an, dass die Regierung in Bagdad einen türkischen Einmarsch unter bestimmten Umständen dulden könnte: Eine türkische Militäraktion müsse mit Irak „koordiniert“ werden, forderte Dabbag. Zeitungsberichten zufolge will Maliki mit Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan über ein gemeinsames Vorgehen von Türkei und Irak gegen die PKK beraten. Susanne Güsten

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