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Maskierte Jugendliche mit einem Plakat, das PKK-Gründer Abdullah Öcalan zeigt.

© Reuters

Kurdische Rebellen der PKK: Alte Kämpfer, neue Waffen

Die Rebellen-Organisation PKK ist mehr als 30 Jahre nach Beginn ihres bewaffneten Aufstandes gegen Ankara die gefährlichste Bedrohung für die Türkei. Seit vergangenem Sommer greifen ihre Kämpfer wieder verstärkt an.

Sie ist schon oft für besiegt erklärt worden vom türkischen Staat. Und doch ist die Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) auch mehr als 30 Jahre nach Beginn ihres bewaffneten Aufstandes gegen Ankara die gefährlichste Bedrohung für das Land. 1979 von Abdullah Öcalan als stalinistisch organisierte Truppe gegründet, kämpft die PKK seit 1984 gegen die Türkei und setzt diesen Kampf trotz der Inhaftierung Öcalans im Jahr 1999 fort. Nach einem mehr als zweijährigen Waffenstillstand greifen die Rebellen seit dem vergangenen Sommer wieder verstärkt an. In ihrer Kampagne profitieren sie vom Konflikt im benachbarten Syrien.

Seit Neuestem sollen die PKK-Kämpfer in Südostanatolien über hochmoderne Boden-Luft-Raketen verfügen, mit denen sie vor wenigen Tagen einen türkischen Militärhubschrauber abschossen. Mehrere Dutzend dieser Waffen, die möglicherweise aus russischen Beständen stammten, habe die PKK mittlerweile in ihren Arsenalen, meldet die türkische Presse. Mit der Unverwundbarkeit der Flugzeuge und Helikopter der türkischen Sicherheitskräfte im Kampf gegen die Rebellen im zerklüfteten Bergland Südostanatoliens ist es offenbar vorbei.

Die Aufrüstung stellt eine neue Eskalationsstufe in einem Konflikt dar, in dem alle Versuche zur friedlichen Beilegung vorerst gescheitert sind. Die Hardliner bei den Rebellen sahen es im vergangenen Jahr überhaupt nicht gerne, dass sich die gemäßigte und legale Kurdenpartei HDP als friedliche Vertreterin der Kurden profilierte und politische Erfolge feierte.

Die Extremisten der PKK töten auch immer wieder unbeteiligte Zivilisten

Als die Rebellen im Sommer wieder zu den Waffen griffen, wies die PKK-Führung mit offener Verachtung die Friedensappelle der Kurdenpolitiker zurück. Die HDP habe kein Recht, Forderungen zu stellen, sagte PKK-Führungsmitglied Duran Kalkan. Trotz ihres Anspruchs, für die Kurden zu kämpfen, töten die Extremisten immer wieder unbeteiligte Zivilisten, sei es in Südostanatolien oder bei Anschlägen wie den Autobomben von Ankara zu Beginn des Jahres. Harte Gegenreaktionen des türkischen Staates und Druck Ankaras auf die HDP treiben den Rebellen immer neue Kämpfer zu.

Militärische Erfolge ihres syrischen Ablegers Demokratische Unions-Partei (PYD) bestärken die PKK in ihrem Gewaltkurs zusätzlich. Die PYD hat sich im Norden Syriens entlang der türkischen Grenze ein Autonomiegebiet erkämpft, das von Ankara als mögliche Keimzelle eines Kurdenstaates misstrauisch beobachtet wird. Die Zusammenarbeit der USA mit der PYD bei der Bekämpfung der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) bringt die türkische Regierung ebenfalls auf.

Nach syrischem Vorbild wollte die PKK im vergangenen Jahr auch in der Türkei sogenannte Autonomiezonen schaffen, was zu heftigen Gefechten mit den türkischen Sicherheitskräften und zur Zerstörung ganzer Städte führte. Im Guerilla-Kampf auf türkischen Landstraßen und in den Städten töten die Rebellen fast jeden Tag Soldaten oder Polizisten. Doch auch die PKK hat in den vergangenen Monaten schwere Verluste erlitten: Mehr als 5000 Kurdenkämpfer seien getötet worden, sagt die Armee. Die Gewaltspirale dreht sich trotzdem weiter.

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